Mittwoch, 17. September 2014

Die Hoffnung des Verlorenen


Wir alle kennen sie, die Geschichten vom verlorenen Sohn, die Geschichte von den 100 Schafen und von dem einen das verloren ging und die Geschichte der verlorenen Münze, aber was bedeuten diese Geschichten heute für uns und was bedeutet es verloren zu sein, - wie geht man eigentlich verloren? Jesus sucht den Einen, die Eine, die sich verirrt hat und den Weg nicht mehr zu ihm zurückfindet. Er  höchstpersönlich macht sich auf die Suche um diese Person zu finden. Er lässt alles liegen und stehen und voller Mitgefühl, Verständnis und Liebe macht er sich auf den Weg, um diese Person zu finden. Er klagt nicht an, er verdammt nicht und er richtet nicht, sondern seine Liebe treibt Ihn förmlich an, um jeden einzelnen zu Ihm zurückzuführen. Jesus erzählt diese Geschichten in Lukas 15 und einer der Verse, der mich besonders angesprochen hat, war dass Jesus sagt, "...lässt er nicht die 99 Schafe zurück um das eine SOLANGE ZU SUCHEN BIS ER ES FINDET" Er hört nicht auf zu suchen, er hört nicht auf uns nachzugehen, er gibt nicht auf, er lässt nicht nach, sondern ausdauernd bis zum Erfolg such er die eine verlorene Seele.



Gestern habe ich diese Geschichten gelesen und musste dabei viel über die Menschen nachdenken, mit denen ich arbeite aber auch über mich selbst. Was verloren ging, war nicht immer verloren, es hatte einst einen Platz. Wir alle wurden von Gott geschaffen und Er hat einen Plan für uns alle, wir alle sind aus Ihm heraus geboren und existieren, weil Er es so wollte, wir alle sind dazu geschaffen Anteil an Ihm zu haben, Ihm zugehörig zu sein und Ihm zu dienen. Ursprünglich gehören wir also Ihm. Es ist dann jedoch an uns, eine Entscheidung für oder gegen Ihn zu treffen.

Wenn ich auf der Straße bin, wenn ich mit Djamila oder den anderen Obdachlosen spreche, dann begegnen mir verlorene Seelen, Menschen die einst ein Leben hatten und die es Stück für Stück verloren haben. Menschen, die einst Träume und Ziele hatten und diese dann verloren haben. Sie sind nicht eines Tages einfach verloren gewesen, sondern sie haben sich Stück für Stück verirrt, sich von der Herde entfernt -wenn ihr es so sagen wollt.

Was bedeutet es eigentlich "verloren" zu sein? Es bedeutet ohne jede Hoffnung, ziellos und ohne Träume durchs Leben zu gehen, es bedeutet kein Fundament zu haben und wie ein Blatt im Wind umhergetrieben zu werden, oftmals bedeutet es auch Depression und Leid. Ich selbst war schon häufig verloren, selbst als ich schon meine Entscheidung für Christus getroffen hatte. Denn auch als Christ können wir uns verirren und trotz Sonntagsgottesdiensten uns von unserem himmlischen Vater entfernen. Eine der Definitionen des Wortes "verlieren" die ich im Duden gefunden habe besagt das folgende. "allmählich immer weniger werden und schließlich ganz verschwinden





Es ist ein Prozess, der manchesmal schleichend einhergeht. Ich schreibe dies alles, weil es mir immer wieder in letzter Zeit bewusst wird, wie wichtig es ist, dass wir an unserem Glauben festhalten egal wie die Umstände sind. Wie wichtig es ist, dass wir ganz nah am Kreuz zu den Füßen Christi verharren und seine Gegenwart suchen. Es ist so einfach in religiöse Gewohnheiten zu verfallen ohne tatsächlich eine lebendige Beziehung mit dem Vater zu haben. Es ist wohl auch deshalb, dass es in Sprüche 4,23 heißt -  Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben -  oder in einer anderen Übersetzung (Hoffnung f. Alle) -  Was ich dir jetzt rate, ist wichtiger als alles andere: Achte auf deine Gedanken und Gefühle, denn sie beeinflussen dein ganzes Leben! -  Hier liegt der Ursprung allen Handelns, hier liegt die Kraft Dinge in unserem Leben zu beeinflussen. Deshalb sollten wir uns täglich vor Augen führen wie Gott uns sieht, über sein Wort meditieren und Ihn den Grund in unserem Herzen bewässern lassen. Verloren gehen bedeutet nicht immer sich von Gott abzuwenden, sondern auch in unserer Beziehung zu ihm zu schrumpfen statt zu wachsen, unsere Gedanken mit der falschen Nahrung zu füttern und mehr aus dem Glauben anderer zu leben als aus unserem eigenen.


Letzten Sonntag kamen Djamila (eine der Obdachlosen) und ihr Mann in unseren Gottesdienst. In ihrer Verzweiflung, mit ihren verletzten Seelen, am Rande der Bevölkerung stehend und betrunken  blieben sie zumindest die Zeit des Lobpreises über. Sie sahen eine Hoffnung, die sie bislange nicht kannten. Einen lebendigen Gott und sein Volk, das Ihn anbetet. Überwältigt von ihren Gefühlen, nicht wissend wie sie sich verhalten sollten, streckten sie (es den anderen gleichtuend) die Arme gen Himmel. Gott begann sein Werk und die Tränen rannen über ihre Wangen. Die Dauer eines Gottesdienstes verkrafteten sie nicht, so gingen sie nach der Zeit des Lobpreises. Ich begleitete sie noch zur Türe, wo sie mich um Gebet baten.



Jesus selbst hat sich aufgemacht diese beiden Menschen zu suchen und nicht mit Anklage und Gericht begegnete Er ihnen, sondern in sanfter Weise, tröstend und liebend wird Er selbst zur Hoffnung des Verlorenen. Auch wir sind die Hoffnung des Verlorenen, als Werkzeuge Gottes befinden wir uns auf dieser Erde, um Menschen die sich verirrt haben den Weg zu Gott zu zeigen. Lasst uns umsehen wo wir Menschen Hoffnung geben können - manchmal sind die Menschen die verloren sind näher als wir meinen .





Aber ich möchte noch einen anderen Aspekt des verlorengehens beleuchten. Denn eines ist klar, sei es Djamila oder ein anderer Mensch der verloren ist und zu Jesus findet, sie werden errettet werden um wiederum ( scheinbar ) alles zu verlieren, aber diesmal werden Sie hierdurch alles gewinnen. Denn es geht nicht nur darum Mensch zur Herde zu führen, sondern sie auszustatten und als Arbeiter in die Ernte zu schicken. 


Paulus schreibt in Philipper 3,8  
Denn das ist mir klar geworden: Gegenüber dem unvergleichlichen Gewinn, dass Jesus Christus mein Herr ist, hat alles andere seinen Wert verloren. Ja, alles andere ist für mich nur noch Dreck, wenn ich bloß Christus habe.

An den Worten die Paulus verwendet erkennt man gut seine Entschlossenheit und seinen festen Willen alles aufzugeben für Christus. Sein Leben niederzulegen und Ihm zu dienen. Alles materielle ist wertlos und alles weltliche ohne Belang für ihn. Er sucht Christus und will die Verlorenen finden um ihnen die gute Nachricht zu verkünden. Oftmals ist es schmerzhaft und wir hängen noch so sehr an unseren Besitztümern und verstehen nicht, dass es ohnehin Gott gehört und wir es niemals besessen haben. Ich wünsche mir so sehr und von ganzem Herzen in der Lage zu sein, alles aufzugeben, alles zu verlieren, um zur Hoffnung der Verlorenen zu werden.


Lasst uns Ausschau halten nach den verlorenen Seelen um uns herum - aber auch nach denjenigen, die dabei sind sich zu verirren, lasst uns ihnen in Liebe und voller Mitgefühl und Geduld nachgehen und zu ihnen Christus, die Hoffnung der Herrlichkeit bringen.

Kolosser 1, 24 - 29
Nun freue ich mich in den Leiden, die ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was an den Leiden Christi noch fehlt, für seinen Leib, das ist die Gemeinde. Ihr Diener bin ich geworden durch das Amt, das Gott mir gegeben hat, dass ich euch sein Wort reichlich predigen soll,
nämlich das Geheimnis, das verborgen war seit ewigen Zeiten und Geschlechtern, nun aber ist es offenbart seinen Heiligen, denen Gott kundtun wollte, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Den verkündigen wir und ermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen in aller Weisheit, damit wir einen jeden Menschen in Christus vollkommen machen. Dafür mühe ich mich auch ab und ringe in der Kraft dessen, der in mir kräftig wirkt.





Sonntag, 29. Juni 2014

Krieg: Gut gegen Böße

Wer kennt das nicht, ein guter Actionfilm kommt im Fernsehen und wie immer gibt es einen Bösewicht und einen guten Kerl, der diesen aufhalten möchte. Aus irgendeinem Grund ist man aber nicht wirklich auf der Seite des Guten, sondern hofft und fiebert auch auf der Seite des Bösewichts mit. Vielleicht geht das ja auch nur mir so, aber irgendwie hatte das "Böse" immer eine gewisse Anziehungskraft auf mich ausgeübt.
Warum fühlen sich  so viele junge Mädchen zu "Bad Boys" hingezogen, warum haben die meisten Jungs irgendwann in ihrem Leben einmal den Wunsch zu einer Gang zu gehören? Es ist ein ewiger Kampf, ein Kampf zwischen Gut und Böse. Die Welt in der wir leben kommt einem Jahrmarkt gleich. Lichter, Musik,Verlockungen und Reize überall und so wandeln wir in ihr und versuchen nicht das Gute aus den Augen zu verlieren und unser Herz davor zu bewahren zu sündigen, während Reklameschilder mit halbnackten Frauen, Werbeplakate für Zigaretten, Legalisierungsgesetze für Canabis etc. uns in Versuchung führen wollen. Drogen, Sex, Alkohol,Macht, Ruhm die Liste ist lang....


 

So lange ich denken kann, hatte ich persönlich diesen Kampf in meinem Leben. Es hat eine magische Kraft auf mich ausgeübt etwas verbotenes zu tun. Mal ehrlich, wann erleben wir in unserer heutigen Gesellschaft  noch Abenteuer? Wo ist der Kick? Aber das ist genau das, was ich immer gesucht habe, den Kick, das Außergewöhnliche, das Abenteuer. Ein normaler Tag sieht aber anders aus, wir stehen auf, machen uns fertig, gehen in die Arbeit, machen Mittagspause, gehen nach Hause, schalten den Fernseher an und eventuell findet später am Abend noch eine Bibelstunde statt. Tja, das war es dann - Abenteuer leben. Ich wollte mehr - schon immer. Die Welt dort draußen schrie mir förmlich entgegen - hier kannst du spüren, empfinden, extrem sein... ich habe was du suchst und so kam es, dass ich mein Bedürfnis nach Leben oftmals in dieser Welt gestillt habe.

Wenn ich mir jedoch die Bibel so anschaue, dann ist Gott kein langweiliger Gott der möchte, das wir unser Dasein fristen - nein- -  Gott ist ein Extremist - so extrem, dass er seinen Sohn sandte um für uns zu sterben. Wenn die Teilung des roten Meeres kein Abenteuer war - dann weiss ich auch nicht. Oder die Wunder, die Jesus vollbrachte - Tote aufzuerwecken, Blinde sehend zu machen und Stumme sprechend. Wir sind das Problem. Wir leben nicht in der vollen Autorität, die Jesus uns übertragen hat und wir haben nicht den Glauben, dass Gott noch der gleiche ist wie gestern und so kommt es, dass wir als Christen nicht aktiv leben, sondern oftmals einfach nur existieren. Wo ist er denn, unser Glaube so groß wie ein Senfkorn - ich wäre froh, wenn mein Glaube die Größe eines Sandkorns aufweisen würde - denn dann wären viele meiner Kämpfe wohl leichter.



Paulus schreibt in Römer 7,19 
Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.


Ich hatte das Vorrecht in einer christlichen Familie aufzuwachsen und so weit ich dies beurteilen kann, haben meine Eltern ihr möglichstes getan, mir ein gutes Glaubensfundament mit auf den Weg zu geben. Dennoch habe ich eines Tages als Teenager beschlossen meine eigenen Wege zu gehen und Gott den Rücken zugewandt. Tief in mir wollte ich nach seinen Gesetzen und Weisungen leben, aber meine Seele und mein Leib waren mehr von den Vornehmlichkeiten dieser Welt angezogen. Aber warum ist das so? Warum ist es immer ein Kampf? Ich habe so lange das Gefühl gehabt immer anders zu sein - immer bin ich es, die kämpft. Es scheint, als würden viele Menschen das Christentum im Schlaf beherrschen. Sie sind jeden Sonntag im Gottesdienst, ihre Kinder sind wohl erzogen, besuchen das Gymnasium, sind Klassenbeste und nehmen Geigen- und Tennisunterricht. In der Arbeit haben sie scheinbar Erfolg und wenn man sie sieht und fragt wie es ihnen geht haben sie immer ein Lächeln auf den Lippen und erwidern "hervorragend und dir ??" Wow - ich war noch nieeeee so. Mein Leben war immer schon ein Kampf. Der Kampf gegen meine eigenen Gedanken und Wünsche, die nicht von Gott, sondern von dieser Welt waren. Ich wollte Gott dienen mit ganzem Herzen, ganzen Verstand und ganzem Leib - schon immer. Aber es gab immer diese andere Seite. Wie oft kam ich Sonntags in den Gottesdienst und habe nur geweint. Wie oft lag ich trotz errettetem Geistes in meiner Wohnung voller Depressionen, Sorgen und Zweifeln. Wie oft habe ich gesagt "Herr ich bin Thomas - ich muss dich sehen, damit ich glauben kann" Wie oft habe ich neidisch auf diejenigen geschaut, die geisterfüllt in die Mission sind, während ich nach so vielen Jahren Christsein immer noch mit meinen eigenen Schwächen zu kämpfen habe. Wie oft habe ich gesehen, wie Menschen, die nach mir ihr Leben Jesus gegeben haben, einen Dienst in der Gemeinde übernommen haben. Ich stand da, klein vor seiner Herrlichkeit, aus Gnade befreit, aber dennoch voller weltlicher Gedanken mich fragend, ob ich jemals das Gute das ich tun möchte auch tun kann. Warum?




Römer 6, 6
Damit steht fest: Unser früheres Leben endete mit Christus am Kreuz. Unser von der Sünde beherrschtes Wesen ist vernichtet, und wir müssen nicht länger der Sünde dienen. 7 Wer gestorben ist, kann nicht mehr beherrscht werden - auch nicht von der Sünde



Bei all dem was ich gerade gesagt habe schaue ich mir nun diese Bibelstelle an und frage mich, ob Paulus mich an dieser stelle für dumm verkaufen will - Wer gestorben ist kann nicht mehr beherrscht werden, auch nicht von der Sünde - na dann war die Person, die gestern z.B. eine Notlüge verwendet hat ja wohl nicht ich ;-) ??? Wir machen gerade eine Leiterschaftsschule und in diesem Zusammenhang haben wir über genau jene Bibelstelle geredet. Etwas, was mir enorm geholfen hat war die folgende Grafik.



n dem Moment, in dem wir unser Leben in Jesu Hände gelegt haben, wird unser Geist errettet - unser Geist ist jetzt bei Gott, er ist also nicht mehr von dieser Welt, ergo kann er nicht mehr sündigen. Jedoch sind unsere Seele (unsere Gedanken, Emotionen, Wünsche) und unser Leib sehr wohl noch in dieser und von dieser Welt und werden somit angegriffen. Hier ist es, wo wir unsere Kämpfe kämpfen. Deshalb heißt es auch, nehmt jeden Gedanken gefangen unter den Gehorsam Jesus Christus. Hier müssen wir beginnen unsere Autorität in Christus zu ergreifen - selbst wenn Du gerade am Boden liegst - denn unser Geist ist bereits errettet und mit Gott. Ein weiterer Punkt, den ich nur all zu gerne vergesse, ist, dass Gott uns in eine Gemeinschaft von Gläubigen gesetzt hat - wir sind keine einsamen Krieger und oftmals ist es unser Stolz, der uns dazu treibt alles alleine lösen zu wollen. Ich bin so - ich will nicht gerne jedem auf die Nase binden was mich gerade beschäftigt und das muss ich auch nicht. Aber wir haben Geschwister im Glauben, die uns mit tragen und wir haben geistliche Eltern - wir sollten Menschen haben, denen wir vertrauen und denen wir unsere Kämpfe mitteilen - wir können unsere Kämpfe vielleicht eine Weile alleine austragen, doch irgendwann werden wir daran zu Grunde gehen. Jesus hat uns niemals gesagt das es leicht werden würde, im Gegenteil ER hat gesagt es wird dich ALLES kosten!! ER hat uns gesagt das es einen Kampf gibt! Aber die gute Nachricht ist, der Kampf ist bereits gewonnen - wir müssen nah, nah, nah an seinem Herz bleiben und fest im Glauben stehen bleiben. Denn eines ist gewiss: Ich will  den guten Lauf bis hin zum Ende weiterlaufen, ich werde kämpfen, egal was geschieht - ich wünsche mir sturmfest zu sein und niemals wieder zurückzusehen, sondern Ihm entgegen zu laufen - auch wenn meine Seele und mein Leib manchesmal müde sind vom kämpfen wünsche ich mir einen Geist, der standhaft ist und überwindet. Sergej Kaljuk hat vor einiger Zeit in seiner Predigt der Blinde am Straßenrand (27.04.2014 http://www.everynation-nuernberg.de/media/predigten/) eine tolle Einleitung zu dem Thema Kämpfe gemacht!! 

Nach einem arbeitsreichen Tag letzte Woche saß ich abends noch am Cours Julien und habe das folgende geschrieben:

Mein Geist schreit Herr, mein Herz schreit Welt, ich kann es nicht verstehen. Das eine das mir wichtig ist, es wird niemals vergehen.
 Ein Augenblick in deinem Arm, heilt alle meine Wunden. Doch gleichermaßen fühle ich  ein Schreien tief in mir, das unentweglich immerzu versucht mich zu verführen.
 Die Kraft mein Herr sie fehlt mir oft und Fleisch und Seele völlig eins, wollen dich oft hintergehen. Das Leben das zu bieten scheint, ein Fest für alle Sinne, ist letztlich nur ein Funkenschein und wider deinem Willen.
 Ich tanze, trinke, lache laut und denke das ich lebe, doch dein Plan ist ein anderer und nicht auf diesem Wege. 
Ein Tropfen Blut, ein Dornenkranz das ist wie es begann. Die Schmerzen die du hattest einst, ich kann sie nicht verstehen. 
Die Wahrheit ist, ich kenn dich kaum, doch will ich dir begegnen. Jeden Tag ein bisschen mehr und deine Liebe spüren. Deine Schönheit, Heiligkeit, sie sind des Lebens Grund. 
Ich brauche dich, ich suche dich ich will dich gerne finden. Alleine bin ich nichts und kann nicht überwinden. Mein Geist schreit Herr, mein Herz schreit Welt - hilf mir zu überwinden
 Thea 

Sonntag, 15. Juni 2014

Das Chamäleon


Irgendwie komme ich in meinem Leben immer wieder an den Punkt, wo ich mich frage wer ich eigentlich bin. Paulus schreibt seit den Griechen ein Grieche und den Juden ein Jude etc. manchmal habe ich das Gefühl dass ich mir diesen Spruch zu sehr zu Herzen nehme.



Wer kennt das nicht, in zahlreichen Predigten, wird man aufgefordert, sein Erbe als Königskind einzunehmen. Sie mutig und stark, wie Gott es zu Josua gesagt hatte, ruft man uns zu. Du bist mehr als ein Überwinder und mit meinem Gott kann ich über Mauern springen wird uns versichert. Wow, große Worte, große Weisheit. Aber wie sieht mein Alltag aus und was ist meine Identität, lebe ich das Leben eines Königskindes oder versuche ich viel mehr, anderen zu gefallen? Haben wir Angst abgelehnt zu werden oder für unsere Entscheidungen verurteilt zu werden? Fällt es uns schwer nein zu sagen?

Ich will ehrlich mit Euch sein, bis heute kämpfe ich immer wieder damit wer ich bin. Nicht etwa, weil ich mir Christus in mir nicht bewusst sei, sondern viel mehr, weil Gott mich mit einer unglaublichen Gabe der Anpassung ausgestattet hat.

Ein Beispiel: als ich ein Teenager war, arbeitete ich die Nachmittage im Laden meiner Eltern um mein Taschengeld aufzubessern. Eigentlich wurden wir so aufgezogen, dass ich nicht wirklich einen sehr ausgeprägten fränkischen Dialekt sprechen würde, sobald jedoch die ersten Bauarbeiter kamen um ihr Wekla zu bestellen, änderte auch ich meinen Sprachgebrauch und fragte selbstbewusst, "Gez a so oder wolln s a düdn?"

Die Jahre zogen ins Land und ich stellte die Welt auf die Probe, ich wollte wissen, was es dort draußen gibt und so entfernte ich mich für lange Zeit von Gott.
Als ich zurück kam, wollte ich nur noch eines "keine Fehler mehr machen" Ich passte mich an, wo immer ich konnte. Nur nicht auffallen, bloß allen gefallen war die Devise. Wusste ich, dass ich von Geschäftsleuten umgeben sei, kleidete ich mich entsprechend,wusste ich, dass ich von Sozialpädagogen umgeben war, kleidete ich mich entsprechend. Ich verwendete andere Worte wenn ich mit Geschäftsleuten sprach und ich versuche immer beschäftigt zu wirken. Meine eigene Meinung gab ich an der Garderobe ab.

Es war ein Versuch mich anzupassen um anerkannt zu werden, der Versuch Menschen gerecht zu werden ohne meine eigene Persönlichkeit mit einzubeziehen. Was geschieht nun hierdurch? Der Prozess der ständigen Anpassung brachte mich in eine persönliche Krise, meine eigene Persönlichkeit hatte keinen Platz und durfte sich auch nicht entwickeln.  Ich hatte keine eigenen Träume mehr, ich hatte keine eigenen Ziele mehr, meine Ziele waren die der anderen, meine Träume kaum noch vorhanden. Hierdurch ist aber noch etwas anderes geschehen, ich konnte nicht NEIN sagen. Egal worum es sich handelte ich habe ja gesagt, in der Arbeit, persönlich etc.  hierdurch war ich oftmals überarbeitet, habe Dinge getan auf die ich keine Lust hatte und wusste nicht wirklich wer ich bin. Eine Depression war förmlich vorprogrammiert. Ich machte Persönlichkeitstest und hoffte immer auf jemanden der mir den Weg weisst, am liebsten wäre mir ja eine donnernde Stimme vom Himmel gewesen, doch so leicht machte Gott es mir nicht. Viel zu oft war ich nicht Thermostat sondern nur Thermometer - ich habe mich beeinflussen lassen von den Menschen um mich herum, anstatt meine Autorität in Gott einzunehmen und wahrhaft das Salz der Erde zu sein, einen Unterschied zu machen.

Ich verzweifelte so manches mal an der Frage was ich eigentlich will und wer ich eigentlich bin und so kam es mir vor, als würde der Rest der Welt an mir vorbeiziehen. Heiraten, Kinder kriegen, Auswandern, Studieren - alle hatten sie Pläne während ich noch grübelnd da saß und mich fragte wohin mich meine Reise wohl führen würde. Kleine Funken einer Ahnung waren vorhanden aber die Angst vor Ablehnung machte es mir nur schwer möglich, darüber zu sprechen. Ich würde gerne in die Mission gehen - etwas das ich immer wusste aber nur selten offen angesprochen habe. Warum? Weil ich Angst davor hatte, dass die Menschen der Meinung sind, dass ich hierfür nicht geeignet bin.

Relativ zu beginn meiner Zeit  hier in Frankreich, hatte ich eine Situation in der ich mit etwas nicht zufrieden war und nicht wusste wie ich mit der Situation umgehen soll. Ich fragte meine Pastor um Rat woraufhin dieser mir antwortete - Versuche nicht nett zu sein sondern sei ehrlich

Wow ganz ehrlich dieser kleine Satz hat meine Welt auf den Kopf gestellt. Ich habe immer versucht nett zu sein, immer versucht Harmonie zu wahren und jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Bis hin dazu dass ich mich den Meinungen anderer sehr schnell anpasste und mich selbst gar nicht erst fragte.

Aber jetzt seid ihr frei von der Sünde und dient Gott als seine Knechte. Ihr gehört zu ihm und tut, was ihm gefällt, und schließlich schenkt er euch das ewige Leben 
Römer 6,22


Wir gehören Gott, wir sollten ihm zu allererst gefallen und wir sollten ehrlich sein. Vielleicht geht es dir heute genauso du fühlst dich ziel- und planlos. Du weisst nicht wer du bist, traust dir selbst nichts zu oder hast Angst dir deine Gefühle und Wünsche einzugestehen, dann habe ich einen Rat für dich. Sei ehrlich - zu allererst mit dir selbst. Frage dich ganz tief in deinem Herzen woran du Freude hast und lass es zu, dass Gott deine Persönlichkeit verwendet um die Welt zu verändern. Vielleicht denkst du dein Wunsch ist zu groß für dich. Dann kommt er vielleicht von Gott :-)  Mache einen Plan - was möchtest du innerhalb des nächsten Jahres, der nächsten 5 Jahre der nächsten 10 Jahre in deinem Leben sehen. Habe Mut du selbst zu sein und versuche nicht, dich  durch die Anerkennung anderer gut zu fühlen sondern finde deine Anerkennung einzig in unserem Herrn.

Ich habe zu Beginn davon gesprochen, dass Gott mir eine Gabe der Anpassung gegeben hat. Lange Zeit habe ich dies nur als eine Last angesehen und empfand dies als einen Hinderungsgrund meine Identität zu entdecken. Das Chamäleon passt seine Farbe der Umgebung an, es bleibt aber dennoch das Chameleon. Es kann ein großer Segen sein, wenn man sich in den unterschiedlichsten Kontexten bewegen und wohlfühlen kann, es kann eine Weg Gottes sein dir und mir auf mehreren Ebenen Einfluss zu schenken. Etwas dass mir sehr geholfen hat, war tatsächlich zu begreifen wer ich in Christus bin, denn es sind nicht nur gute Zusprüche die wir in der Bibelfinden sondern es ist die Wahrheit - wir sind mehr als Überwinder, wir können mit unserem Gott über Mauern springen.

 Ich bin eine neue Person. Meine Vergangenheit ist vergeben und alles neu.
Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: 
Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.
  2 Korinther 5,17 

Wir sind eine neue Schöpfung und als Gott uns schuff, gab er uns eine Persönlichkeit die einzigartig ist. Wenn wir  uns die Schöpfungsgeschichte in Mose anschauen, werden wir feststellen, dass es hier immer wieder, nachdem Gott etwas erschaffen hatte heißt: "....Gott sah es und freute sich, denn es war gut" 1.Mose 12. Gott sieht dich, er freut sich und er erachtet dich (in der Gesamtheit deines Seins, mit all deinen Fehlern und Schwächen) als gut. Gott glaubt an dich, ER liebt dich und Er hat dich genau so geschaffen wie du bist. 



Dienstag, 10. Juni 2014

5. Rundbrief

Rundbrief Marseille
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Ich bin das Licht für die Welt. Wer mir nachfolgt, irrt nicht mehr in der Dunkelheit umher, sondern folgt dem Licht, das ihn zum Leben führt.
Johannes8,12
Du erhälst diese E-Mail von einem Freund und möchtest wissen wer ich bin?
Meine Name ist Thea Bär und ich bin seit Januar 2014 als Mitarbeiterin bei Every Nation Marseille.Mein Hautptanliegen ist es, den Frauen im Rotlichtmillieu von Marseille Gottes Liebe weiterzugeben und ihnen Wege aus der Arbeit heraus aufzuweisen. Die vergangenen 4 Jahre habe ich hauptberuflich in einer nürnberger Beratungsstelle für Frauen in der Prostitution gearbeitet. In Zusammenarbeit mit Missionarinnen aus anderen Gemeinden gehe ich seit Jahresanfang zu den Frauen und durfte bereits erleben wie Gott uns buchstäblich die Türen öffnet. Darüberhinaus unterstütze ich die Gemeinde in administrativen Angelegenheiten. Meine Arbeit finanziert sich ausschließlich durch Spenden.

Wenn Du mich unterstützen möchtest bitte an:
Evangelische Freikirche der Morgenstern e. V.
Verwendungszweck: Missionsarbeit Frankreich
Bank: Sparkasse Nürnberg
Kto: 5486238
Iban DE28760501010005486238
Bankleitzahl: 760 501 01
Swift (BIC): SSKNDE77XXX

 
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Wissenswertes über Marseille

Französisch ist nicht die Hauptsprache die hier gesprochen wird. Die erste Sprache ist Arabisch. Will man hier längerfristig leben, sollte man zumindest einige Worte Arabisch sprechen.
Thea´s Blog
Matt und Christy Rasch, Pastoren von Every Nation und bauen Gemeinde in Marseille
Evolution13 der Name der Gemeinde in Marseille www.evolution13.fr
Bitte betet für:
Raya und die Animierbars am Vieux  Port
Djamilia und die Obdachlosen vom Cours Julien
 
Danke für jeden einzelnen Tag den ich hier sein darf für alle Eure Gebete und Unterstützung - Gott ist gut allezeit!!!

 

die letzten Wochen waren geprägt von Evangelisationseinsätzen, Seminaren und intensiver Lehre. Anfang Mai hatten wir unsere erste Taufe in diesem Jahr. Das Wasser war eisig aber das tiefblaue Meer und der strahlende Sonnenschein entschädigten hierfür. Unsere Sonntagsgottesdienste, welche wir im März begonnen haben, laufen so gut, dass der jetzige Raum schon fast zu klein ist. Evangelisationseinsätze finden fast wöchentlich statt und ich gehe nach wie vor Donnerstags und Freitags zu den Frauen. Hinzu kommt, dass Gott wirklich unsere Herzen einander zuwendet und wir anfangen echte Gemeinschaft zu leben - kaum eine Woche in der wir nicht ein gemeinsames Picknick oder ein gemeinsames Abendessen organisieren. Mitte Mai war ich dann in Krakau zum European Leadership Summit von Every Nation. Die Zeit war ein großer Segen, Leiter aus ganz Europa kamen, um zu berichten wie Gott gerade am wirken ist. Es ist so wunderbar und ermutigend die Zeugnisse aus Gemeinden aus ganz Europa zu hören. Zurück in Marseille  ging es gleich mit Vollgas weiter, wir hatten z.B. ein Team aus Rennes Frankreich hier, mit dem wir auf die Straßen gegangen sind um für Menschen zu beten und über sie zu prophezeien. Innerhalb der letzten 4 Wochen haben 3 Menschen ihr Leben Jesus gegeben - Halleluja Gott ist gut!!!

Gott hat mir auf übernatürliche Weise die Türen zu einigen Obdachlosen am Cours Julien geöffnet und so kommt es, dass man mich nun so manchesmal unter den Armen, den Obdachlosen und den Trinkern am Cours Julien sitzen sieht, wie ich mit ihnen frühstücke (das ist die einzige Uhrzeit, zu der alle nüchtern sind :-)  Ich möchte euch heute kurz Djamila vorstellen:
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Djamila sah mich eines Tages während eines Evangelisations- einsatzes am Cours Julien, wir machten Musik und verteilen "Free Hugs". Zielstrebig kam sie auf mich zu und forderte die kostenlose Umarmung für sich ein, ihr Atem roch stark nach Alkohol und auch ihre Worte kamen nur noch lallend über ihre Lippen. Ich umarmte sie und hielt sie fest im Arm. Sie ist kostbar und geliebt sagte ich ihr, dies hinterließ scheinbar großen Eindruck, denn nur kurze Zeit später kam sie mit all ihren anderen obdachlosen Freunden und bat mich diesen doch bitte auch allen einen Umarmung zu geben. Seither kennt mich jeder in diesem Viertel.

Djamila kommt ursprünglich aus dem Jemen. Sie war zweimal verheiratet und hat 4 Kinder - die jüngste 12 Jahre alt oben links im Bild. In ihrer zweiten Ehe lief nicht alles so wie sie es sich gewünscht hätte und ihr Mann begann zu trinken. Es dauerte nicht lange und aus ihrer Verzweiflung heraus begann auch sie zu trinken. Sie verließ ihren Mann und zog es vor auf der Straße zu schlafen (etwas das ich hier sehr oft höre - Scheidung und dann die Entscheidung für die Straße)Ihre jüngste Tochter Deborah lebt bei ihrer ältesten Tochter und kommt nur an den Wochenenden und Mittwochs, um ihre Mutter auf der Straße zu besuchen. Wenn Deborah kommt, bleibt Djamila für einige Stunden nüchtern - aber das Mädchen kennt den Wind, der auf der Straße weht und fühlt sich auch nicht davon gestört, wenn um sie herum die Alkoholleichen in der Sonne braten während diejenigen unter ihnen die noch etwas klarer im Kopf sind wild diskutierend das Mädchen darum bitten durch ihre Meinung dem Disput ein Ende zu bereiten. Es waren kleine Worte der Hoffnung und Ermutigung, die ich seit Wochen zu diesen Menschen und insbesondere Djamila bringe, Saatkörner die darauf warten aufzusprießen. in der letzten Woche dann wollten 4 der Obdachlosen, dass ich ihnen Bibeln bringe. Djamila bat mich um eine für ihre Tochter. Einer der Männer fragte ob ich persönliche Widmung in sein Exemplar schreiben könnte. Während ich mich mit Djamila unterhielt konnte ich beobachten wie alle gespannt in ihrer neuen Lektüre lassen. Djamila will aufhören zu trinken. Das ist das, was sie mir sagt, wenn sie nüchtern ist. Sie hat wohl für die meisten Nächte eine Bleibe, Notunterkünfte, Zentren für sozial Schwache, Wohnungen von Freunden und in den Nächten in denen sie nichts hat, schläft sie im Parkhaus wie die anderen Obdachlosen vom Cours Julien auch. Morgens sind alle dort eine Familie. Sie sehen sich täglich. Der älteste unter ihnen wird liebevoll Papa genannt. Aber gegen Nachmittag, wenn der Alkohol schon die Gemüter vernebelt und erhitzt  hat, wird es mitunter auch gefährlich. Flaschen fliegen, man beklaut sich gegenseitig und die morgendliche Idylle ist dahin. Gott hat mein Herz wirklich für diese Menschen berührt und insbesondere liegt mir Djamila am Herzen - bitte betet für sie, dass sie ihren Weg raus findet und ein vollkommen neues Leben beginnen kann.
Kurzes Update zu der Arbeit unter den Frauen:
Die Straße oben rechts im Bild, ist eine der beiden neuen Gegenden, in die wir nun gehen - hier findet man den typischen Straßenstrich - Frauen sitzen auf Hockern rechts und links der Straße und warten auf Freier. Einige der Frauen arbeiten bereits seit 25 Jahren in dieser Straße. Manche haben auch Zuhälter, die an den Straßenecken stehen und das Geschehen beobachten. Wir wurden zunächst skeptisch, doch dann von fast allen sehr freundlich empfangen. Ich bin Gott sehr dankbar für die Offenheit bei den Frauen. Mit einigen konnten wir bereits über Gott reden - andere wiederum nehmen einfach gerne unsere Süßigkeiten oder interessieren sich für unsere Angebote. Eigentlich geht es in erster Linie darum Beziehungen mit ihnen aufzubauen und immer wieder zu fragen wie es ihnen geht.
In den Bars am Vieux Port geht es  langsam voran und immernoch ist es häufig ein Problem einen regelmäßigen Rythmus einzuhalten - aber Gott ist gut und so bin ich endlich öfter im Kontakt mit Raya und wir konnten auch eine neue Bar erreichen. Es ist ein Prozess der viel Vertrauensarbeit beinhaltet!
Einige Eindrücke von Evangelisationseinsätzen, prophetischem Seminar, StuDieu (Studentenbibelkreis) am Strand und Gemeindeleben
Copyright © 2014 Thea Bär, All rights reserved.

Sonntag, 4. Mai 2014

Den Käfig der Angst überwinden

 A N G S T

 

Eingehüllt in Dunkelheit steht er schier unüberwindbar da - der Käfig der Angst. Es ist, als würde er dich erdrücken, nicht nach links noch nach rechts kannst du gehen. Auch wenn man sieht was außerhalb geschieht, sind dort immer diese schweren Grenzen der Angst. Nach oben ist der Himmel sichtbar, aber du kannst nicht hinaus. Auch in die Ferne kannst du blicken - aber der Weg ist nicht frei. Die Sonne scheint nicht mehr für dich und die Freude am Leben wird dir langsam geraubt - wie einem exotischem Tier, das man gefangen hält. Das Licht, das dich am Leben hält ist die diffuse Spiegelung des Schimmers des Mondes in der Ferne und deine Augen haben sich schon an die Dunkelheit gewöhnt. Die Stimmen um dich herum sagen dir " komm doch hinaus" und du fragst dich, ob sie denn nicht die schweren Grenzen deines Käfigs sehen können. Du drehst dich im Kreis und willst kämpfen - aber gegen was, sind die schweren, unüberwindbaren Grenzen doch für niemanden außer dir sichtbar. Das Atmen fällt dir schwer und zu dem Käfig der Angst gesellt sich eine Decke der Resignation. Der Himmel ist nicht mehr sichtbar und nur noch an wenigen Stellen siehst du durch die gußeisernen Stangen des Käfigs einen Weg, der scheinbar im Nichts verläuft. Ein weiterer Freund gesellt sich nun hinzu - die Isolation. Die Stimmen die, dich hinausrufen wollten um doch den Käfig zu verlassen, verstummen und alles was du noch wahrnimmst ist das Pochen deines eigenen Herzens und eine leise kaum noch wahrnehmbare Stimme in dir spricht - "warum Herr..." Die Zeit vergeht, alles was du noch hörst ist das stille Seufzen deiner Atmung und den müden Herzschlag deines Herzens, da klopft ein weiterer Gast an die Türe, namens Einschüchterung. Provokant zischt sie dir entgegen, "das ist das Ende mit dir, selbst dein Körper versagt dir den Dienst..." und so erwidert die Angst der Einschüchterung " Ich danke dir mein guter Freund, ich werde darauf achten, dass mein Herz mir den Dienst nicht versagt" und so findest du dich am Boden kauernd wieder unter einer Decke der Resignation, isoliert von aller Welt, wie du versuchst Kraft deiner Gedanken deinen Herzschlag aufrecht zu erhalten. Da klopft es ein weiteres Mal an die schweren Tore des Käfigs und Fräulein Scham steht an der Türe. Mit vorwurfsvoller Stimme fragt sie dich "Das wirst du doch wohl niemanden erzählen, was sollen die Leute von dir denken?" und dein Freund, die Isolation reibt sich die Hände, denn Fräulein Scham hat ihm gerade ordentlich den Ball zugespielt. Schwere Schritte ertönen und eine dunkle Gestalt betritt den Käfig: "Darf ich mich vorstellen mein Name ist Depression..." mit lebensmüden Augen schaust du ihr entgegen und flüsterst "Was kann ich für dich tun.." Als sie dir mit verständnisvollem Blick einen Krug mit Gift hinhält und sagt "Mach dem ganzen doch ein Ende..."



Warum schreibe ich diese  Geschichte? Seitdem ich hier bin habe ich mich immer wieder gefragt, warum ich so viele Jahre mit Ängsten verbracht habe, woran es liegt und wie es der Teufel schafft uns in dieser grausamen Position der Angst verharren zu lassen.

Jeder der schon einmal mit Angst zu kämpfen hatte, wird sich in dem ein oder anderen Punkt wieder erkennen. Ich habe viele Jahre immer wieder mit Angst zu kämpfen gehabt und habe das auch heute noch manchesmal, aber nicht mehr in dem selben Ausmaß wie früher.  Die Bibel aber sagt uns ganz klar:


Der Dieb kommt, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten. Ich aber bringe Leben - und dies im Überfluss.
Johannes 10,10 


Warum aber, wenn wir doch Jesus haben und dieser uns zusagt das Leben im Überfluss zu bringen, haben einige unter uns dennoch Ängste, Depressionen ja sogar manch einer Selbstmordgedanken? Bedeutet das, dass wir keine guten Christen sind? Nicht genug in der Bibel lesen, Jesus nicht genug suchen? Und wenn Jesus uns doch schon sagt, dass der Feind nur kommt um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten, warum fühlt es sich dann manchmal so an, als würde Er uns in unserer Angst alleine lassen?






Ich kann sagen, in den schlimmsten Zeiten meiner Angst  war ich so alleine wie nie, aber es waren auch die Geburtsstunden für einen tieferen Glauben an Gott, eine Zeit der Bewährung und eine Zeit der innigen Beziehung mit Jesus. In den Zeiten, in denen ich auf nichts mehr trauen konnte, nicht einmal mehr auf meine eigenen Sinne, begann ich mich mehr und mehr nach Jesus zu sehnen. Ich sage nicht, dass er will, dass wir leiden oder Angst haben, sondern dass dies auch eine Chance sein kann. Jetzt bleibt jedoch die Frage, wie komme ich aus dieser Situation und aus dieser Abwärtsspirale der Angst wieder hinaus - und auch wenn ich nun wieder ein bisschen aus meinem Leben erzählen muss um meine Gedankengänge zu erklären, hoffe ich doch, dass euch dies nicht zu lange wird.



1. Äußere Einflüsse

Irgendwie war ich wohl immer etwas sensibler für Ängste und so kam es aufgrund einer Mischung verschiedener Faktoren wie Stress, falsche Ernährung, zu viel Kaffee und (damals noch) Zigaretten, wohl auch dazu,  - dass die Angst mir eines Tages den garaus machte  -. Es ist wichtig zu verstehen, dass Angst nicht einfach nur so kommt sondern auch wir durch unsere Lebensweise einen gewissen Einfluss darauf haben. Hinzu kam ein gewisser Druck, den ich mir durch meine eigenen Erwartungen an mich machte bzw. Druck, von dem ich dachte, dass ihn andere ausüben, perfekt sein zu müssen.
Es waren also keine ausgesprochenen Erwartungen, sondern angenommene Erwartungen, welche in mir einen gewissen Perfektionismus verursachten. Ich persönlich habe eine Tendenz dazu, keine Grenzen zu setzen und es fällt mir schwer NEIN zu sagen und so kommt noch hinzu, dass ich ständig über meine eigenen Leistungsgrenzen gegangen bin und geradezu ein Magnet für Menschen mit Hilfebedürfnis war. Ein falsches Verständis des Evangeliums führte also häufig dazu, dass ich mich für alles verantwortlich fühlte und mein Innerstes nicht ausreichend verstand, dass alleine Jesus genug ist und ich niemanden mehr retten muss.Die Angst hatte den richtigen Nährboden gefunden um zu wachsen und so kam es dass sie es schaffte mich mehr und mehr zu lähmen.


Kennt ihr alle den Witz der Blondine beim Friseur? 
Eine Blondine geht mit einem Kopfhörer auf dem Kopf zum Friseur.
Friseur: "Tut mir leid. Die Kopfhörer müssen Sie leider abnehmen."
Blondine: "Nein! Auf gar keinen Fall!"
Der Friseur versucht die Haare zu schneiden doch es geht nicht. 
Völlig entnervt nimmt er ihr einfach den Kopfhörer ab. 
Daraufhin läuft die Blondine allmählich blau an und kippt nach ca. 30 Sekunden um.In Panik untersucht der Friseur den Kopfhörer und hört: "Einatmen, ausatmen ..."

Alle Blondinen mögen mir an dieser Stelle bitte verzeihen  und dies nicht persönoich nehmnen:-)))

 2. Gemeinschaft

Für mich war dieser wirklich dumme Witz schreckliche Wahrheit geworden. Irgendetwas in mir redete mir, ein ich müsse an jeden einzelnen Atemzug denken sonst würde ich ersticken. Dieser Gedanke wurde so stark, dass ich nur noch ungern mit Menschen redete.Der Atem stockte mir ständig und ich hatte in fast jeder Minute des Tages Angst zu sterben. Ich hielt mich selbst für völlig verrückt und versuchte nur noch meiner Arbeit nachzugehen und mich danach mit meinem Freund - der Isolation - gemeinsam aufs Sofa zu legen und möglichst bald einzuschlafen. Freunde wollte ich nicht mehr sehen und nach dem Gottesdienst wollte ich auch nur möglichst schnell wieder nach Hause - ich entschied mich für die Isolation - Die Lüge redetet mir ein, dass ich nur eine Last für meine Freunde sein.



3. Ratgeber

Eines Tages wurde ich wach und ich war krank. Mir war schwindlig, aber nicht etwa nur ein bisschen oder bewegungsabhängig - nein, die ganze Zeit. Kein Arzt konnte mir sagen was ich hatte und so folgte eine Odysee von Ärzten. Es wurde nicht besser und nach drei Wochen Krankenhaus kam ich auf Reha. Ich zog mich weiter zurück - ich wollte keine Besucher während der Reha und ich machte Gott viele Vorwürfe. Ich steigerte mich in Sport, jede freie Minute quälte ich mich mit Sport um mich abzulenken.

Da es sich um keine christliche Reha handelte, sondern um eine rein  psychosomatische, waren die Ärzte meinem Glauben gegenüber skeptisch eingestellt und auch ich kam an den Punkt wo mein Glaube erneut auf dem Prüfstand war. Ich las Bücher diverser Psychologen zum Thema Angst, führte Angsttagebücher und machte Persönlichkeitstests.Viele Stimmen versuchten mir zu erklären was mit mir los ist und dass viele junge Menschen heutzutage an Burnout und Panikattacken leiden.  Aber gleichzeitig begann auch ein Prozess, in dem ich Gott von tiefstem Herzen suchte und während dieser Zeit hatte ich immer nur einen Satz in meinem Kopf:
Jesus Christus die Hoffnung der Herrlichkeit in uns!

 Als ich aus der Reha kam war es schlimmer als vorher - ich war so in meiner Angst gefangen, dass ich mich nicht mehr alleine aus dem Haus traute. In diesem Jahr sind wir auf eine Gemeindefreizeit nach Kroatien gefahren - während der Fahrt hatte ich eine Panikattacke (Herzrasen, Atemnot, Schwitzen etc) nach der nächsten und so bat ich unsere Fahrerin doch bitte rechts ranzufahren, damit ich mich auf den Boden setzten könne, weil die Berge, die rechts und links der Straße waren, mich förmlich erschlagen haben - Es kann sich niemand vorstellen, durch welche Qualen ich gegangen bin und wie sehr ich an mir selbst gezweifelt habe - alles begann ich zu  hinterfragen und zu bezweifeln.


Wieder zurück von der Freizeit besuchte mich "Fräulein Scham" und ich wollte mich nur noch verstecken. Meine Arbeitsstelle hatte ich schon während der Reha gekündigt und jetzt lag ich nur noch zu Hause und hoffte, dass die Tage vergehen. Auch Resignation und Depression leisteten mir gerne Gesellschaft und eigentlich wollte ich nicht mehr wirklich weiter leben.

3 Entscheidung und Kampf

Eines Tages schrie ich zu Gott. Ich war bereit meinem Leben entweder ein Ende zu bereiten oder mit voller Wucht gegen die Wand zu rennen und mich allem zu stellen. Ich zog mich an und ging zum ersten Mal seit langem zur Haustüre, um alleine das Haus zu verlassen - zweimal habe ich versucht das Haus zu verlassen - jedes Mal stand ich am Ende Tränen überströmt im Flur - ich konnte es nicht.  Ein drittes mal versuchte ich es, ich ignorierte mein tränenverschmiertes Makeup und rannte so schnell es ging durch die Türe, schlug sie hinter mir zu und ging so schnell ich konnte Richtung Straßenbahnhaltestelle. Auf wackligen Beinen stand ich nun da und was war passiert ??? NICHTS - Genau - NICHTS
 

Eine der häufigsten Aufforderungen der Bibel ist es keine Angst zu haben - Gott sagt zu Josua - fürchte dich nicht. ER spricht zu Maria hab keine Angst - ER sagt zu den Hirten auf dem Felde fürchtet Euch nicht! In Jesaja 41,10 sagt er: Fürchte dich nicht, ich bin mit dir weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. Eine meiner Lieblingsstellen in jener Zeit war jedoch die folgende
 Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
2. Tim 1,7

Angst sucht Beachtung - um so weniger wir sie beachten, um so  mehr schwindet sie!! 


Es war im Jahr 2012, als Bärbel, die Frau unseres Pastors, mich fragte ob ich Lust hätte zu einer Gemeindeeröffnung nach Marseille zu fliegen. Seit Jahren war ich nicht mehr geflogen und die Angst war da - ich hatte mir in den vergangenen Jahren Stück für Stück Land zurück erobert - aber fliegen???Der Feind versuchte es abermals -aber kaum hatte ich die Entscheidung getroffen wurde wieder eine der Stangen des Käfigs der Angst zerstört und mit jedem Schritt den ich im Glauben tat, wurde der Käfig kleiner - manchmal versucht er mich noch einzufangen - aber ich habe dazu gelernt!!! Es war und ist noch so manchesmal ein steiniger Weg und manchmal sind es die kleinen Entscheidungen entlang des Weges die uns befähigen nicht aufzugeben und die uns wachsen lassen.



 Ich kenne viele Menschen, die mit Ängsten und Panikattacken kämpfen. Wenn du in einem Käfig der Verzweiflung und Angst sitzt, dann gib nicht auf sondern nutze diese Zeit um tiefe Fundamente im Glauben zu legen, lass dich nicht einschüchtern und gehe mutig voran - denn es gibt Licht am Ende des Tunnels. Bleibe in der Gemeinschaft mit deinen Geschwistern und Freunden, isoliere dich nicht, suche dir gute Ratgeber und proklamiere das Wort Gottes, kämpfe und gebe nicht auf. Gott hat uns geschaffen um zu "fliegen" und ein Leben in Fülle zu leben - Die  perfekte Liebe treibt jede Furcht aus - lass dich fallen in die liebenden Arme deines Vaters! Auch ich darf dies gerade mehr und mehr lernen und es ist nicht so dass ich keine Ängste mehr habe - aber ich beachte sie weniger.