Sonntag, 27. Oktober 2013

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Vielleicht kennt ihr ja diesen Gedanken: "Ach Gott, warum kannst nicht einfach du die Entscheidung übernehmen? Du weisst es doch so viel besser!"



Ich mag keine Entscheidungen. Das fängt schon im Supermarkt an. Ich gehe meistens zu Netto, Aldi oder Lidl - kleine bis mittelgroße Unternehmen die ein recht überschaubares Sortiment im Angebot haben. Ich weiss genau wo ich was finden kann und habe dennoch die Wahl zwischen zwei oder drei ähnlichen Produkten
Aber wehe man schickt mich zu Marktkauf, Real oder gar zur Metro... Überall Produkte, die sich eigentlich kaum unterscheiden und ein jedes verspricht das BESTE oder gar das EINZIGE zu sein. So stehe ich also manchesmal minutenlang vor einem Regal mit Brot um zu erörtern welches denn nun das beste, gesündeste und wenn möglich noch das günstigste seiner Art ist.

Langsam aber sicher komme ich mir blöd vor wie ich dort, wie angewurzelt, vor einem Überangebot an Brot und Brötchen stehe und es kommt mir der Gedanke wie lächerlich das wohl auf die anderen Kunden wirken mag. "Ach wäre ich doch nur zu Netto gegangen" sagt ein Teil von mir, während der andere verzweifelt ruft "Hier gibt es aber mehr und vielleich besseres Brot". Vollkommen überfordert und aus der Angst mich lächerlich zu machen greife ich schließlich zu irgendeiner Sorte und hoffe die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich gehe zur Kasse und zahle.

Kaum auf dem Heimweg, kann ich fast sicher davon ausgehen, wird mir ein Plakat mit Brot begegnen, auf welchem groß und breit stehen wird - Unser Bestes Brot- und eine Litanai von herausragenden Eigenschaften des angebotenen Brotes wird darauf angegeben sein. Was passiert?
Ich werde mich fragen warum ich nicht diese Sorte gewählt habe. Ich werde anfangen meine Entscheidung in Frage zu stellen und alles andere wird mir plötzlich besser erscheinen.

Wir reden hier vor Brot - das ist mir schon klar. Aber so oft passiert genau das in unseren Leben. Wir wissen, wir müssen in einer bestimmten Sache eine Entscheidung treffen, und zunächst lässt sich dies auch sehr gut hinauszögern. Doch irgendwann kommt der Punkt an dem wir uns bewegen müssen und viel zu häufig lassen wir uns an genau diesem Punkt von all den unwichtigen Details und den Meinungen fremder Menschen um uns herum verwirren. Mal ehrlich - macht es wirklich einen Unterschied wenn ich hungrig bin, ob ich ein Roggenmischbrot oder ein Roggengewürzbrot oder einfach nur ein Roggenbrot kaufe? Ist es wirklich wichtig, was die Menschen um mich herum denken? Oder ist es wichtig ob es das Brot aus der Werbung ist? - NEIN - das ist es nicht. Aber wir tendieren dazu, nur keine Fehler machen zu wollen, bloß perfekt zu sein und keinem eine Angriffsfläche zu bieten.... und spätestens jetzt sind wir nicht mehr nur beim Brot.

Es ist schon viele Jahre her und es war eine Zeit in meinem Leben in der eine falsche Entscheidung schlimme Folgen hätte nach sich ziehen können und so ging ich zu meinem Pastor und redete mit ihm. Er sagt einen kleinen Satz der mein ganzes Leben veränderte:

"Jede Entscheidung die du triffst, kann dein Leben in die eine, oder in die andere Richtung lenken"

Diese Aussage wurde wie ein Grundsatz für mich, den ich mir vor jeder großen Entscheidung ins Gedächtnis rufe - in welche Richtung wird meine Entscheidung mich führen. Damals hieß der Weg für mich, das Ende einer langjährigen Beziehung.

Ich bin christlich groß geworden und habe schon bald erkannt, dass Gott uns einen freien Willen gegeben hat und uns zu nichts zwingt. Aber genau hiermit hatte ich so manches mal mein Problem - das Leben ist wie ein großer Supermarkt und Gott hat uns Unmengen an Möglichkeiten dargeboten und wir dürfen wählen, welchen Weg wir gehen möchten. Zur gleichen Zeit aber, gibt es seinen Willen für unser Leben, seine Berufung und seine Ideen, die ER für unser Leben hat. Wenn ich mir das bewusst mache, muss ich aufpassen, nicht  völlig durchzudrehen. Das ist dann schon ein bisschen zu viel verlangt und fühlt sich ungefähr so an, wie in der Metro einkaufen zu gehen.

Ich fasse zusammen:

  1. Mir stehen alle Wege offen und ich habe die freie Wahl
  2. Ich habe Gaben und Talente, die ich treu verwalten und in dem Dienst für IHN einsetzten soll
  3. ER hat eine Berufung für mein Leben
  4. Gott kennt schon meine Wege
  5. Jede Entscheidung die ich treffe kann mein Leben vollkommen verändern

Ich weiss nicht wie es Euch geht - aber ich will mich da am liebsten in einem kleinen Loch verkriechen und sagen - Herr, kannst du bitte die Entscheidung treffen

Aber so ist es nicht und ich bin froh darüber, dass es nicht das ist was Gott von uns verlangt.

In der Bibel finden wir zahlreiche Zusagen, dass Gott unabhängig von unseren Entscheidungen bei uns ist und bleibt in Psalm 119, 105 heißt es "Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg"

Gott wartet nicht darauf dass wir uns im Supermarkt des Lebens verlaufen oder gar nach dem nächstbesten greifen, weil uns die Umstände unter Druck setzten. ERwill bei uns sein, sehen wie wir Schritte im Glauben wagen. ER wird uns den Weg leuchten, solange wir nah bei IHM bleiben, zur Ruhe kommen und auf SEINE Stimme hören. Es wird immer einen Teil in uns geben der sagt "hätte ich nur...wäre ich nur..." Es wird immer Menschen geben, die unsere Entscheidungen in Frage stellen und es wird immer Umstände geben die uns unter Druck setzen. Aber Gott sagt "sorgt euch nicht um Morgen..." Deshalb glaube ich, dass wenn wir Entscheidungen im Glauben treffen auch Gott treu ist und sich zu uns stellt. Es mag sein, dass die eine oder andere Entscheidung, die wir treffen werden falsch ist. Aber die gute Nachricht ist: auch dann bleibt Gott treu und verspricht "Denen die Gott lieben dienen alle Dinge zum Besten" Römer 8,28


Dienstag, 22. Oktober 2013

Die Träume unserer Kindheit

Das Thema Träume begleitet mich nun schon eine ganze Weile. Im letzten Jahr während der evangelischen Glaubenskonferenz kaufte ich mir ein Buch von John Eldrege mit dem Titel finde das Leben von dem du träumst. Und während ich las, fragte ich mich immer und immer wieder - wann habe ich eigentlich aufgehört zu träumen? Kennt ihr das? Man lebt sein Leben geht zur Arbeit ist freundlich und versucht ein guter Christ zu sein aber eines Tages fragt man sich was aus den verwegenen Träumen aus lang vergangenen Tagen geworden ist. 

Einen dieser Momente hatte ich bereits vor vielen Jahren. Wie jeden Morgen stand ich auf, kochte mir einen Kaffee ging ins Badezimmer, zog mich an und machte mich auf den Weg in die Arbeit. Als es Zeit für die Mittagspause wurde, ging ich aus meinem Büro und machte mich auf den Weg zum Bäcker um die Ecke.

Während ich in der Schlange stand, beobachtete ich die Menschen um mich herum - es waren eigentlich immer die gleichen Gesichter - endlich war ich an der Reihe... Ohne die Bäckereifachverkäuferin tatsächlich anzusehen, wollte ich bestellen, doch die Verkäuferin kam mir zuvor: "Wie immer, einen kleinen Cappuccino mit viel Milchschaum ohne Zucker" zwitscherte sie mir fröhlich entgegen. Ich nickte. Mit meinem frischgebrühten Getränk setzte ich mich an einen Tisch und es überkam mich eine tiefe Traurigkeit.

Ich konnte selbst nicht genau sagen warum eigentlich doch dann, in den darauffolgenden Tagen überkam mich eine Sehnsucht nach dem Leben, welches ich mir als Kind erträumt hatte. Ich sah mich in meiner Wohnung um und fragte mich wie lange es wohl dauern würde bis die Gartenzwerge bei mir Einzug halten würden und gab mich einer schweren Form der Melancholie hin. 

Ich sah mich als kleines Kind sitzend im Garten meiner Eltern, Flugzeuge am Himmel beobachtend und bei jedem fragend "Mama, wo fliegt das hin?" Ich sah mich als Teenager feurig betend für die Nationen und Gott bittend die ganze Erde mit seiner Herrlichkeit zu erfüllen, ich sah mich zurückversetzt in eine Zeit, in welcher ich noch Erwartungen, Träume, Sehnsüchte und Wünsche für mein Leben hatte. 

Baffffff - Realität. Es ist Montag die Woche ist noch lange und so sieht vermutlich der Rest der Woche aus: Aufstehen, Arbeit, Cappuccino mit viel Milchschaum, Abendessen Bett. Ich fühlte mich wie in einem falschen Film, im falschen Leben oder einfach auf dem falschen Weg - aber ich ging weiter, glaubte weiter, betete weiter. Nur eines tat ich nicht mehr und das wohl auch schon lange zuvor - ich träumte nicht mehr. 

Vor einigen Monaten kaufte ich mir dann ein Buch von Bill Johnson mit dem Titel Träume mit Gott. Gleich zu Beginn des Buches spricht er von Blankoschecks die Gott uns ausgestellt hat um unsere Wünsche und Träume zu erfüllen. Er spricht davon mit Gott zu träumen, seinen Herzschlag zu spüren und warum Gott uns Wünsche gegeben hat. Es geht hierbei nicht um menschliche und weltliche Dinge sondern Wünsche geboren aus Ihm selbst. Bill schreibt auch, "Jedes Mal, wenn wir versuchen, etwas wegzuschneiden, das Gott in uns hineingelegt hat, geraten wir in eine Art von Geistlichkeit, welche die Schrift nicht unterstützt, und fördern einen Geist, der dagegen arbeitet, dass wir ein wahrhaft wirksames Zeugnis haben. Es ist nicht weise den auferstandenen Menschen zu kreuzigen und dies Jüngerschaft zu nennen" 


Wow, aber genau das war es was ich immer wieder tat, wenn ich meine Kindheits- und Herzenswünsche zurück in eine imaginäre Schachtel legte um stattdessen ein angepasstes Leben zu führen. 

Ein weiteres "hartes" aber so wahres Wort welches er schrieb war das folgende:

"Gott hält Ausschau nach solchen, die Ihm hingegeben sind. Diejenigen allerdings, die durch den Vorwand, "nicht würdig zu sein" voreingenommen sind, sind so selbstbezogen, dass man ihnen nicht viel Offenbarung anvertrauen kann. An einem bestimmten Punkt muss es aufhören, dass sich alles um uns dreht, so dass diejenigen, die um uns herum sind, die Vorzüge der Tatsache, das wir in Christus sind nutzen können"

Auuutsch - das tat weh - mal voll ins Schwarze getroffen - Hand aufs Herz - wie oft denken wir nicht würdig zu sein, nicht gut genug zu sein etc. und berauben die Menschen in unserer direkten Umgebung des Segens, der wir eigentlich für sie sein sollten! 

Also ich kann nur für mich sprechen aber das war und ist auch immernoch so machesmal der knackende Punkt - und da müsste man meinen nach Jahren des Christseins sei man sich seiner Identität endlich bewusst. 

Wir dürfen nicht aufhören zu träumen und manchmal sollten wir uns auch an die verrückten Träume und Wünsche unserer Kindheit erinnern.Viele Menschen in unserer Geschichte hatten einen Traum und sind diesem auch gefolgt. Hätte Martin-Luther-King nicht geträumt sähe unsere Welt heute vielleicht anders aus. Wenn Du und ich nicht träumen wird das, was Gott durch uns tun will vielleicht nie geschehen. 

Ich für meinen Teil habe damals meine Arbeitsstelle niedergelegt und etwas neues, vollkommen anderes begonnen und mich auf eine spannende Reise mit Gott begeben. Ich habe diese Entscheidung manchmal bereut aber öfter habe ich mich an dem gefreut was ich heute arbeite und bin Gott dankbar das er mich gerade jetzt daran erinnert wie wichtig es ist zu träumen.