Wie die meisten ja wissen, wurde mir derzeit Bettruhe verordnet und ich nutze die Zeit euch endlich über unsere außergewöhnliche Hochzeitsreise zu berichten.
Seit einigen Wochen bereits hatte ich meine Wohnung aufgegeben und so kam es, dass ich die letzten Wochen als Single-Frau mehr oder weniger als Vagabundin verbrachte. Ich schlief bei Freunden, ja sogar in Arztpraxen, welche mir freundlicherweise über zwei Wochen von einer Chiropraktikerin während der Dauer ihres Urlaubes angeboten wurde, bis ich dann schließlich die letzten 3 Wochen bei unseren Pastoren Matt und Christy, sowie deren 4 Kindern lebte. Die gesamte Zeit war vom Koffer ein- und wieder auspacken geprägt. Hinzu kamen die Vorbereitungen für unsere Reise nach Deutschland und Neukaledonien und die Nervosität vor der bevorstehenden Hochzeit. Kurz vor Abreise überraschte man uns mit der Planung einer weiteren Hochzeitsfeier in Marseille und so kam es, dass bereits am 18 April die Korken knallten. Um die 50 Leute kamen, um den bevorstehenden Bund zwischen Anthony und mir mit uns zu feiern. Ein 4-wöchiger "Party-Marathon" nahm seinen Lauf....
Terrasse bei Matt und Christy |
Die Pastoren Matt und Christy mit uns - die Blumenketten waren ein Geschenk |
Brautkleider aus Toilettenpapier - so mancheiner ähnelte eher einer Mumie |
Am 25. April hieß es erneut Koffer packen - aber darin war ja insbesondere ich bereits geübt. Es ging Richtung Heimat - Nürnberg wir kommen. Eine Woche voller letzter Vorbereitungen lag vor uns. Die ersten Tage verbrachten wir gemeinsam bei meinem Bruder. Um Anthony eine Überraschung zu bereiten ließen wir heimlich seine Mutter aus dem ferngelegenen Neukaledonien einreisen, um diesen besonderen Tag mit uns gemeinsam zu begehen. Die Wiedersehensfreude war riesig!
Standesamt stand vor der Tür... nachdem wir nun vor dem Gesetz als Eheleute anerkannt wurden stand eine weitere Feier in unserem Nürnberger Gemeindecafé vor der Türe. Die bisher zweite große Feier. Müde, erschöpft und glücklich kamen wir zuhause an, doch hieß es nur kurz darauf wieder Koffer packen. Ich verbrachte die letzte Nacht vor der Hochzeit bei meiner langjährigen Freundin und Trauzeugin, während Anthony und dessen Mutter bei unseren Pastoren nächtigten. Dann war es endlich soweit, der große Tag. Doch auch hier sollten die Überraschungen nicht ausbleiben und so nahmen einige unserer engsten Freunde aus Marseille die lange Reise mit dem Auto auf sich, um einzig für diesen einen Abend zu kommen und noch in der gleichen Nacht wieder abzureisen. Wir waren gesegnet - ja das waren wir wirklich!!
Unser Hochzeitsmarathon führte uns weiter - ja ihr könnt es euch schon denken - Koffer packen. Wir verbrachten die darauffolgenden zwei Tage in einem beschaulichen Hotel, um uns körperlich und mental auf die lange Reise in den Südpazifik vorzubereiten. Gut erholt packten wir unsere sieben Sachen und verbrachten noch eine letzte Nacht bei meinem Bruder, bevor die Reise ins für mich bislang unbekannte begann. 40 Stunden waren wir unterwegs bevor wir aufs herzlichste empfangen wurden - aber seht selbst:
Was nun folgt kann ich kaum in Worte fassen und es sind so viele Geschichten, kleine Details und Highlights, dass ich ein Buch schreiben müsste, um alles zu erzählen. Insgesamt haben wir seit unserer Abreise in Marseille bis zu unserer Rückreise 18 Mal unsere Koffer gepackt bzw. ausgepackt. Niemals waren wir länger als 3 Tage an ein und dem selben Ort und die vermeintlichen Flitterwochen stellten sich mehr als ein Missions- und Abenteuertrip heraus.
Zunächst waren wir bei Anthonys Vater untergebracht, wo wir aber nicht lange bleiben sollten. Schon bei der Ankunft fielen mir Dinge auf, die wir bei uns so nicht kennen, Menschen liefen barfuß auf der Autobahn und traditionelle Häuser aus Stroh waren häufig ein wenig zurückversetzt in den Wäldern zu sehen. Nach einem sehr kurzen Aufenthalt ging es weiter zur Messe (der Name verwirrte mich leicht, da ich ein eindeutiges Thema vermisste - Pute, Krabbe, Hirsch )auch ein echtes Rodeo durfte nicht fehlen, um die Besucher zu unterhalten.Danach ging es nach Col d'Amieu. Mitten im - für Anthony Wald - für mich Dschungel -..., gehört seiner Familie ein Haus. Dort verbrachten wir einige Tage, machten Flußwanderungen und besuchten einen Teil seiner riiiiieeessssigen Familie.
Traditionelles Essen in Bananenblättern unter der Erde zubereitet |
Traditionelles Missionskleid - Willkommensgeschenk für mich |
Traditioneller tahitianischer Tänzer |
Von dort aus führte uns unsere Reise
weiter, vorbei an den wohl prachtvollsten Stränden, die
ich je gesehen habe bis zu einer Ranch, welche Freunden
seiner Familie gehörte. Dort verbrachten wir zwei
Tage. Neben unendlicher Weite, Rinder- Schaf und
Pferdeherden, zahmen Hirschen, Schweinen und
Enten.Traditionelle Speisen wurden uns serviert und
die Abende verbrachten wir gemütlich um ein Feuer
sitzend. Zum Abschluss sollten wir noch etwas zu
Gesicht bekommen, wovon wohl jedes Kinderherz träumt -
Ein Baumhaus von der Grösse eines echten Hauses, nur
eben hoch oben in der Krone eines gigantischen Baumes,
ohne Weiteres begehbar von 10 Personen Ihr könnt es
euch nun schon denken, es war wieder an der Zeit
Koffer zu packen. Während Anthonys Mutter und Schwester
zurück in die Hauptstadt fuhren, ging es für uns immer
weiter Richtung Norden. Ziel war ein
Eingeborenenstamm, in welchem wir ebenfalls eine Nacht
verbringen sollten.
Eines sollte ich noch erwähnen,
mit einer normalen Hochzeitsreise hatte das ganze
wenig zu tun, nicht nur, weil wir bis auf einen
Tag ausnahmslos die gesamte Zeit im Kreise der
lieben Familie verbracht haben, sondern
insbesondere, weil wir viele Leute und
Familienangehörige getroffen haben, die einst an
Gott glaubten und ihren Glauben verloren haben
oder die sich in Zeiten grosser Herausforderungen
befanden. So kam es, dass wo immer wir hin
kamen, wir für Leute beteten, diese ermutigen durften
und ihnen das Evangelium näher brachten. So auch in
jenem Eingeborenenstamm.
Die folgenden Tage haben mich zu tiefst
bewegt und dankbar durfte ich sehen, wie Gott uns
benutzte, um Menschen in den verlorensten Winkeln
dieser kleinen Insel durch uns zu ermutigen.
Mama Ida, so nannten sie die Frau, die
in einem kleinen Eingeborenenstamm lebte, welche wir
besuchen sollten. Vor vielen Jahren kam durch ihre
Hilfe Anthonys Vater und hierdurch die ganze Familie
zum Glauben. Damals litt Anthonys Bruder an
Schizophrenie und man brachte ihn in diesen Stamm, wo
4 Wochen lang für ihn gebetet und gefastet wurde. Am
Ende war er geheilt und seine Familie bekehrte sich zu
Christus.
Heute ist dieser Ort nur noch ein
Schatten seiner selbst. Die katholische Kirche hatte
einen Pfarrer in den Ort gesendet, um die Kirche zu
übernehmen. Streitigkeiten über Herkunft, Hautfarbe
etc. führten dazu, dass der Pfarrer die Arbeit dort
aufgab und sich fast der ganze Stamm von Gott
abwendete. Mama Ida ist eine der wenigen, die treu
betet und an ein Wunder glaubt. Als wir ankamen brach
sie in Tränen aus, denn so lange schon hatte sie dafür
gebetet, Geschwister im Herrn zu treffen, die mit ihr
beten und sie ermutigen würden. Nachdem wir, wie
überall üblich das Gastgeschenk übergeben hatten (ein
bisschen Reis und Zuckerohr, andere Lebensmittel, sowie
ein paar pazifische Francs in eine traditionelle Decke
gewickelt) verbrachten wir den Abend beim gemeinsamen
Gebet, während wir die Speisen aßen, die die Natur uns
darbot. Nachts schliefen Anthony's Vater, eine
Freundin und ich in einem der kreißrunden
traditionellen Häuser auf dem Fußboden. Am nächsten
Tag halfen wir einige Früchte zu ernten und
Reparaturen im Haus vorzunehmen. Danach machten wir
uns auf den Weg zur alten Kirche. Es bot sich mir ein
Bild, das ich so schnell nicht vergessen werde. Wo
einst gemeinsam gesungen und gebetet wurde, hatten
sich Gras und andere Pflanzen ihren Weg in das Gebäude
gebahnt. Alte Bibeln lagen herum und auch die
gemeinsame Kochstelle, an welcher nach den
Gottesdiensten gegessen und gelacht wurde, wurde
einfach dem Dschungel überlassen.
Unser Schlafplatz
Die Kirche
Die Kochstelle
Bibeln
Zitronen sammeln
Also wir zurück kamen, redete ich noch lange mit Mama Ida. Unter Tränen bedankte sie sich immer wieder bei Gott, dass er uns zu ihr geschickt hat und bat mich mit tränenerstickter Stimme, sollten Anthony und ich eines Tages ein Kind erwarten, diesem im Gedenken an sie und die vielen Gebete, die sie für ihn und seine Familie gesprochen hat den Namen Ida zu geben. Unsere Abreise war emotional und wir versprachen, die Geschichte des Stammes Wanaches weiterzuerzählen und für ein Wunder zu beten. Unsere Reise führte weiter. Anthonys Vater platzte fast vor Stolz, seinen Sohn wieder bei sich zu haben und die gute Nachricht der Hochzeit zu verbreiten. So kam es, dass wir bei jeder Gelegenheit und bei jedem Bekannten anhielten, um eine Tasse Kaffee zu trinken. Die Vielzahl der Menschen und Gesichter konnte ich mir kaum merken. Aber eines war seinem Vater immer wichtig - bitte verbreitet das, was Gott in anderen Ländern tut auch auf unserer Insel - die Menschen müssen hören, dass Gott lebendig ist. So verbrachten wir viele Momente des Gebets. Wir waren so viel unterwegs, dass mir so manches Mal Zeit und Ort entfallen waren. So kam es also, dass sich folgendes ereignete. Wir waren auf dem Weg zurück in die Hauptstadt. Hier war unserer Hochzeitsfeier vorgesehen - ja unserer dritte. Dieses Mal nächtigten wir nicht mit der gesamten Familie auf dem Fußboden, sondern man hatte uns für eine Nacht in einem 5 Sterne Hotel eingebucht. Nach einer wunderschönen Feier mit traditionellen Geschenken, vielen Muschelketten, tahitianischen Tänzen und einem atemberaubenden Ausblick auf das Meer fiel ich spät Abends nur noch todmüde in mein Bett. Mitten in der Nacht wachte ich auf, auf der Suche nach einer Toilette. Die letzten Tage gehörte eine Toilette nicht immer zur "Standartausstattung" und so manches mal musste man sich auch als Frau mit einem Baum begnügen. Im Halbschlaf irrte ich durch das Hotelzimmer und öffnete eine Türe. Irgendwann erlangte ich die Orientierung wieder, ich befand mich auf dem Hotelflur nur unweit des Aufzugs :-D
Von links: Anthonys Mama Claudine, ich, Anthonys Vater Serge, Anthony, Anthonys Schwester Amanda
Traditioneller Tanz
Blick von unserem Zimmer
Kurze Zeit später ging es weiter auf eine noch kleinere Insel namens "Maré". Ein kleines Flugzeug sollte uns hinbringen. Die Menschen waren vollgepackt mit Kühlboxen, um Nahrung zu ihren Freunden und Familien zu bringen. Eine Sicherheitskontrolle gab es nicht und der einzige Warnhinweis am "Flughafen" verbot die Mitnahme von Feuerwerk und Böllern. Ohne zu wissen was auf mich zu,kam folgte ich den anderen. Wir hatten ein junges Mädchen dabei, welche vor kurzem nach der Heilung von Krebs ihr Leben Jesus gegeben hat. Coco nannte sie sich. Die Familie ihres Vaters lebte in Maré und hatte sich während der Zeit ihrer Krankheit um ihren Sohn gekümmert. Nun wollte die Familie das Kind nicht zurückgeben. Wir begleiteten sie und, nachdem es in den zwei Hotels auf der Insel keinen Platz mehr gab nächtigten wir auch für drei Tage bei dieser uns vollkommen unbekannten Familie. Wie üblich übergaben wir das Gastgeschenk. Die Frauen stellten sich hierbei hinter die Männer, während das Familienoberhaupt seinen großen Respekt uns gegenüber ausdrückte. Hier waren wir noch weiter entfernt von der Zivilisation. Warmes Wasser gab es nicht - Anthonys Vater hatte eigens hierfür einen alten Durchlauferhitzer mitgebracht und installiert.(erstaunlicherweise bevorzugten die Einheimischen dennoch ihr kaltes Wasser) Frauen kochten für ihre Gäste und aßen erst, nachdem diese ihr Mahl beendet hatten. Verkehrsregeln existieren nicht und Industrie oder Arbeit gibt es so gut wie nicht. Jeder hat ein Feld,dass er bestellt und hiervon lebt die Familie. Als wir ankamen hingen überall Girlanden in der Wohnung, man sagte mir, dies sei für eine Hochzeitsfeier. Die Girlanden waren aus Müll verarbeitet und bei genauem hinsehen sah man, dass es sich um alte Nudelverpackungen handelte. Geheiratet werden durfte nur einmal im Jahr zu Erntezeit, denn nur da hatte man genug Essen, um Gäste zu versorgen. Alles in allem eine andere Welt für mich. Anthony und mir wurde als frisch vermählten Paar das traditionelle Haus etwa 100 Meter entfernt vom Haupthaus angeboten. Aus Stroh und Lehm gebaut, aber mit einer Glühbirne im Inneren. Eine dünne Matratze hatte man uns bereit gelegt und wir freuten uns wie kleine Kinder einmal ein bisschen Zeit unter uns verbringen zu können. Immer wieder entschuldigte sich die Familie mir gegenüber - ich sei eine Weiße und sie hätten mir nichts zu bieten. Die Gastfreundschaft und Liebe die uns zuteil wurde beschämte mich zutiefst- und immer wieder der Hinweis, dass es in Europa ja sicher besser sei. Nun war es soweit, Coco durfte nach langer Zeit ihren Sohn wieder in die Arme nehmen. Der kleine ist ein Schatz,aber es dauerte 1,5 Tage bis er keine Angst mehr vor mir und meiner vergleichsweise sehr hellen Haut hatte (Ebenso erging es Pascale, der Freundin von Anthonys Vater die ebenfalls weiß ist). Noch nie hatte er eine Weiße mit grünen Augen wie uns gesehen. Nachdem die Angst jedoch verfolgen war wurden wir beste Freunde. Ein Junge von etwa 12 Jahren lebte ebenfalls mit im Haus und als er hörte dass wir Christen waren, hörte er nicht mehr auf uns alle Geschichten, die er aus der Bibel kannte zu erzählen. Sein Vater war Zeuge Jehovas, aber ich habe in diesem Kind so einen Hunger nach mehr von Gott gesehen. Immer wenn er sah, dass Anthony und ich uns in unser kleines Haus zurückzogen folgte er uns, er löcherte uns mit Fragen über Gott und das Evangelium und am Ende ließ er uns zum Dank noch einen Brief da. Nach drei Tagen flogen wir zurück und das Wunder an welches keiner glauben wollte, nach vielen Gesprächen und Gebeten willigte die Familie ein, Coco ihren Sohn mit zurück zu geben. Es war wieder ein sehr emotionaler Abschied und wir mussten versprechen, sie nicht zu vergessen und wieder zu kommen. Kurz vor Abflug haben wir durch Zufall noch den Nachkommen des Mannes kennengelernt, der vor nicht soo langer Zeit die ersten Christen per Boot auf Maré willkommen geheißen hat. Es ist eine kleine Insel die wohl kaum einer kennt, aber die Gott genau so sehr braucht wie du und ich. Kochstelle vor einer Kirche in Mare
Das hauseigene Schwein - streicheln ist Pflicht ... und immer schön lächeln
Kochstelle vor dem Haus der Gastfamilie
Gemeinsamer Lobpreis und Bibelstudium
Kinder haben mich als Weiße entdeckt und wollten mich nicht mehr gehen lassen
Kokusnuss essen ist Pflicht
Nach unserer Rückkehr blieben uns noch zwei Tage. Eine Nacht verbrachten wir wieder bei Anthonys Vater und wir hatten ein paar freie Stunden, dann ging es weiter zu Anthonys Mutter, wo noch einmal Freunde für ein gemeinsames Grillfest eingeladen hatten. Vor der Feier verbrachten wir noch 2 Stunden bei einem kleinen Ausflug mit Anthonys Mutter. Mit jeweils einem Kanu erkundeten wir die Umgebung. Den Abend verbrachten wir dann beim gemeinsamen erzählen, Zeugnis geben und beten. Die Nacht verbrachten wir dann dort und am nächsten Tag ging es wieder Richtung Marseille. Und sie lebten glücklich und zufrieden.....:-D
Mehr Bilder findet ihr auf meiner Facebookseite.
|