Freitag, 14. Februar 2014

Der Wind in meinen Segeln

Es ist schon einige Wochen her seitdem ich das lezte Mal einen Blog geschrieben habe und es scheint mir als sei es kaum moeglich (sorry keine  deutsche Tastatur also auch keine Umlaute) alles was mir in dieser Zeit wichtig war wieder zu geben. Verzeiht mir also, wenn dieser Blog etwas laenger ausfaellt :-)

Die letzten Tage und Wochen waren so intensiv gepraegt von Hoehen und Tiefen von Freude und Trauer von Durchbruch und Niederlage und Kaempfen und Siegen, dass ich gar nicht weiss womit ich anfangen soll.

Ziemlich zu Beginn meiner Zeit hier in Marseille habe ich in Verbindung mit einem prophetischen Wort folgendes Bild geschenkt bekommen.



Es sollte mich von nun an daran erinnern, dass es nicht mehr meine Kraft ist aus welcher ich Antrieb erhalte sondern einzig und alleine Gottes. An diesem Tag kam ich nach Hause und las in Roemer 10 Vers 2 folgendes: 
Denn ich kann bezeugen, dass die Israeliten Gott dienen wollen, mit viel Eifer, aber ohne Einsicht. 
Sie haben nämlich nicht erkannt, wie sie Gottes Anerkennung finden können, und versuchen immer noch, durch eigene Leistungen vor ihm zu bestehen. Deshalb lehnen sie ab, was Gott ihnen schenken will.

Wow, das hatte gesessen / mit viel Eifer aber ohne Einsicht/ Ich kam also nicht umher mich selbst zu pruefen und zu fragen, ob mein Eifer moeglicherweise groesser ist als meine Einsicht. Und Ueberhaupt - was bedeutet das eigentlich?? Soll ich von nun an still sitzen und die Beine hochlegen? Natuerlich nicht! Ich fuehlte mich erinnert an  Hosea 4, 6 wo geschrieben steht, dass Gottes Volk zugrunde geht aus Mangel an Erkenntnis. Ich habe das immer mit theologischer Kenntnis in Verbindung gebracht aber es geht um etwas viel Tieferes -  um das Wesen Gottes IHN zu kennen und auf IHN zu vertrauen. Ich blaetterte also so in meiner Bibel und fand eine Stelle nach der naechsten die uns, modern ausgedrueckt, auffordert zu relaxen und Gott machen zu lassen. Das bedeutet nicht zu faulenzen sondern in Einheit mit ihm, im Gleichschritt mit ihm zu gehen, auszusteigen aus dem Hamsterrad, dass uns staendig in Bewegung haelt und antreibt und uns von ihm treiben zu lassen, muehelos. 

Entscheidend ist also nicht, wie sehr sich jemand anstrengt und müht, sondern dass Gott sich über ihn erbarmt. Roemer 9,16

Seitdem haben wir nicht aufgehört, fürEuch zu beten und Gott darum zu bitten, dass ihr seinen Willen erkennt und sein Geist euch mit Weisheit und Einsicht erfüllt. Dann nämlich könnt ihr so leben, dass der Herr dadurch geehrt wird. Er hat Gefallen daran, wenn ihr immer mehr Gutes tut. Ihr sollt ihn immer besser kennen lernen  
Kolosser 1, 9-10 

Ich sass also auf meinem Bett und dachte so darueber nach und begann zu beten, zu beten dass ER mich mit Weisheit und Einsicht fuellt, dass ER sich mir offenbart als der Gott der ER wirklich ist, dass ER mich seinen Willen erkennen laesst jeden Tag neu, dass ich mir an seiner Gnade genuegen liesse und ER der Wind in meinen Segeln ist, die Kraft die mich traegt und die Hoffnug die mich antreibt  

Immer wieder seit ich hier bin wurde ich dazu ermutigt mir jeden Tag Zeit zu nehmen und einfach in seiner Gegenwart zu ruhen und von IHM zu empfangen. Gerade als Deutsche ist das schwer und oftmals fuehle ich nach nur wenigen Minuten in der Ruhe, wie sich eine Stimme in meinem Kopf meldet und sagt - so jetzt reicht es weiter geht es - aber genau hier  lehnen wir ab, was Gott uns schenken will. Er spricht in der Ruhe und ER will sprechen - aber wollen wir auch hoeren? Irgendwie gehoehre ich zu der Sorte Menschen die das immer erst im Nachhinein lernen und dann etwas verwundert vor Gott stehen und sagen ACH - das warst du Gott??!! Das naechste Mal bitte etwas deutlicher fuer mich - aber vielleicht muss nicht Gott deutlicher Sprechen sondern ich deutlicher zuhoeren. 


Wie ich schon sagte, waren die letzten Wochen recht aufwuehlend. Waehrend ich hier war, wurde meiner Mitbewohnerin direkt aus ihrer Hand im Bus ihr Handy geklaut, mein Laptop ist kaputt gegangen, meine Telefonkarte die ich schon vor Wochen bestellt habe, ist auch nach zig Nachfragen noch  nicht angekommen, und ich habe herausgefunden, dass die Matratze auf der ich seit  Wochen schlafe total verschimmelt ist....und waehrend all diese vermeindlich schlechten Dinge passieren, ist Gott mit mir und ich sehe wie Tueren im Rotlichtmillieu die seit Jahren verschlossen waren geoeffnet wurden, wie Kontakte geknuepft werden und wie Gott mich segnet und ich die schoesten Tage meines Lebens erfahren darf. 




 2. Geschichten moechte ich hiervon aufgreifen und mit euch teilen:

1: Die Matratze und wie ich Gottes Stimme ueberhoerte
Seit dem Tag meiner Ankunft habe ich jede Nacht einen seltsamen Geruch in meiner Nase. Ich fragte mich schon die ganze Zeit wo dieser Geruch wohl herkaeme und ueberlegte mir schon die hahnebuechensten Theorien. Vor zwei Wochen kamen meine Mitbewohnerin und ich nach einem Gebetstreffen nach Hause und direkt um die Ecke unserer Wohnung neben den Muellcontainern  lag eine Matratze auf der Strasse - gut erhalten und fast wie neu. Wir blieben stehen, sahen uns um - weit und breit kein Mensch. Nachdem sie dringend noch eine Matratze brauchte und diese wirklich sehr gut aussah und auch meine gute Nase nichts an ihr auszusetzen hatte, beschlossen wir sie in einer Nacht und Nebelaktion bis zu uns in den 5. Stock zu schleppen (das war ein Spass!!!) 




Die folgenden Tage lag noch 2 weitere Male eine Matratze vor unserer Tuere. Wir fingen schon an Witze darueber zu machen und ich bat meine Mitbewohnerin doch bitte nicht mehr fuer Matratzen sondern vielleicht fuer einen Ferrari oder so zu beten. 
Da ich demnaechst eine Gebetsgruppe fuer unseren Dienst unter den Frauen im Rotlichtmillieu in meiner Wohnung starte, wollte ich letzte Woche mein Zimmer umstellen um Platz fuer Stuehle zu schaffen - hierbei musste ich auch meine Matratze von einer Seite des Raumes in den anderen tragen. Gesagt, getan - was ich hierbei herausfand drehte mir den Magen um - der unidentifizierbare Geruch kam von der Unterseite meiner Matratze welche ohne Bettgestell auf dem Boden lag -Schimmel und feucht. Ihr koennt euch vorstellten, dass ich mich weigerte auch nur noch eine einzige Nacht auf dieser Matratze zu verbringen. Ich war verzweifelt -  eine neue musste her. Aber ohne Bettgestell wuerde auch eine  neue Matratze bald wieder genauso aussehen. Eine andere Loesung musste her. Ein Schlafsofa schien mir die beste Moeglichkeit zu sein, weil hierdurch auch mehr Platz fuer Gebetstreffen etc. geschaffen werden konnte - bloss wie sollte ich es hierher schaffen?? Waehrend meiner Gebetszeit an diesem Tag sprach Gott zu mir, dass ER sich um eine Loesung kuemmern wuerde - aber Geduld war ja noch nie so sehr mein Fall, also ging ich davon aus dass wenn ich bis zu diesem Abend keine Loesung haette, ich mich wohl geirrt habe, Gott nicht zu mir gesprochen hat und ich mich selbst des Problems annehmen muesse. Der Abend kam naeher und ich versuchte schon jeden den ich traf ganz beilaeufig zu fragen, ob er nicht zufaellig gerade ein Schlafsofa wegschmeissen mochte (Eifer aber keine Einsicht!!) Nachdem sich all meine Bemuehungen nur als unnoetiger Kraftaufwand entpuppten, beschloss ich am naechsten Tag Ikea einen Besuch abzustatten. Wehmuetig so viel Geld ausgeben zu muessen stand ich also dort, kaufte das naechsbeste Sofa und bat darum dieses zu mir nach Hause liefern zu lassen. Am Samstag sollte es geliefert werden - aber es kam nicht - so wartete ich vergeblich den ganzen Tag und fragte mich ob vielleicht ein Missverstaendnis vorlag. Am Montag morgen hatte ich dann mein woechentliches Treffen mit Matt Rasch und ratet mal, was dieser gerade loswerden wollte??? Genau - ein Schlafsofa!! Ich konnte die Bestellung bei Ikea stornieren und da diese vergessen hatten mir das Sofa zu liefern erhalte ich sogar die Lieferkosten erstattet. Ich sage nur - Mangel an Erkenntniss wie gut Gott ist und das ER sich um uns kuemmert. Wie oft habe ich wohl noch in meinem Leben abgelehnt was Gott mir schenken wollte?!




2: Der die Ketten sprengt und die Tueren oeffnet!! 
Seitdem ich hier bin habe ich mindestens 2 Mal in der Woche ein Treffen mit Tiffany. Montag Nachmittags treffen wir uns zum planen und beten, donnerstags und manchmal auch Samstags gehen wir auf die Strasse und naechste oder uebernachste Woche startet noch eine weitere Gebetsgruppe in meinem Appartement. Insgesamt gibt es um die 10 Leute  denen Gott aufs Herz gelegt hat mit den Frauen im Rotlichtmillieu von Marseille zu arbeiten und sich alle zwei Wochen zum beten und planen mit uns treffen wollen. Manchmal bin davon selbst sehr ueberwaeltigt wie Gott all diese Menschen zur gleichen Zeit an den gleichen Ort gebracht . Bereits als wir das erste Mal auf der Strasse waren, fragte uns eine der Frauen ob wir nicht auf eine Cola reinkommen wollen. Dankend haben wir das Angebot angenommen und uns sicherlich eine halbe Stunden mit den Maedels in der Bar unterhalten. Eines der groessten Wunder fuer mich ist immer wieder, dass mein Franzoesisch an donnerstagen scheinbar besonders gut ist :-) Als wir nach Hause gingen, erzaehlte mir Tiffany dass es hoechst selten passiert, dass man in eine Bar reingebeten wird. Die Woche darauf waren wir wieder  auf der Strasse und es war einfach unglaublich Gott hatte soviel Gunst mit uns. Von insgesamt 7 Bars die wir aufgesucht haben wurden wir in 5 reingebeten und in 3 hat man uns sogar Getraenke angeboten. Oftmals war mein deutscher Aktzent auch ein Tueroffner der einfach Neugierde ausloeste. In einer der Bars hatten wir ein langes Gespraech mit der Besitzerin und einer der Mitarbeiterinen -  als wir gingen kam die Frage der Frauen, ob wir und nicht mal ausserhalb der Bar treffen wollen und gemeinsam kochen. Am meisten hat mich aber die folgende Geschichte beruehrt: Schon in der letzten Woche ist mir eine Bar aufgefallen, welche wir nicht aufsuchten. Ich fragte also Tiffany warum wir dort nicht reingehen, woraufhin sie erwiederte das sie seit Jahren versuchen dort Kontakte zu knuepfen aber die Tueren immer zu blieben. Ich antwortete ihr, dass ich es gerne versuchen wuerde. Ich klopfte an die schwere Eisentuere woraufhin ein Schiebefenster in der Tuere sich oeffnete und ein Mann mich anssah - extrovertiert wie ich manchmal bin, begruesste ich ihn mit den ueberschwaenglichen Worten: bon jour die Frauen mit der Schokolade sind da :-) Er schaute mich an als sei ich nicht ganz dicht - aber damit kann ich umgehen- Ich erklaerte ihm also, dass wir Schokoloade fuer die Frauen haetten und als er mich fragte,  warum wir das machen, kam ich mir dann zwar etwas seltsam vor zu sagen - na einfach um zu zeigen das wir sie lieben. Ich fuegte dann allerdings noch ein-  und wertschaetzen und es wichtig finden das sie hier sind - hinzu, da ich in seinem verdutzten Gesicht sehen konnte, dass er nicht so ganz wusste was diese huepfende Auslaenderin mit ner Tuete voll Schokolade vor seiner Tuer machte.  Er fragte mich: "Warum ist die Schokolade nur fuer die Frauen" ich antwortete, in der Annahme er sei  ein Kunde,: "Na, die Frauen machen doch hier die Arbeit" Er sah mich an und fragte:" Bist du Deutsche" Ich antworte:" Ja" daraufhin er stolz etwas in meiner Sparache antworten zu koennen: "Guten Abend" - nochmals fragte er warum die Schokolade nur fuer die Frauen sei und warum wir das tun- ich wiederholte meine Antworten. Ploetzlich tut es einen Rums und eine Tuere die seit Jahren verschlossen war oeffnete sich. Es stellte sich heraus, das er der Betreiber der Bar war, scheinbar beeindruckten ihne mein Antworten. Am Ende des Abends haben wir in dieser Bar Telefonnumern von Frauen erhalten die mit uns privaten Kontakt haben moechten, kennen den  Tuersteher, ein kleiner dunkelhautiger Mann mit dem Spitznamen Blackberry, haben kostenlose Getraenke erhalten und sogar Geschenke von den Frauen bekommen. Gott ist gut. Seither ist diese Tuere offen und die Frauen warten donnerstags auf uns.



Ich bin Euch sehr dankbar fuer all eure Gebete. Die Gemeinde hier in Marseille ist sehr evangelistisch gepraegt und ich lerne hier ganz neu, was es bedeutet auf Menschen zuzugehen. Im Maerz kommt ein Team aus London mit dem wir gemeinsam raus gehen um Leute einzuladen. Ausserdem mieten wir demnaechst einen Platz am Vieux Port (dort um die Ecke ist auch ein Teil des Rotlichtmillieus) um mit Musik, Theater und Kunst Menschen zu erreichen und einzuladen. Die Zeit vergeht hier wirklich wie im Flug und ich kann kaum glauben, dass ich schon 6 Wochen hier bin. 




Ich haette noch so viel mehr zu erzaehlen aber so langsam schmerzen meine Finger vom tippen ;-) 

Bittebetet weiter fuer mich. Ich bin wirklich sehr angegriffen in den kleinen Dingen des Alltags und auch gesundheitlich / gestern kurz bevor wir auf die Strasse wollten musste ich ploetzlich anfangen mich zu uebergeben und konnte somit nicht mit kommen. 
 
Betet auch fuer:
- weiterhin offene Herzen bei den Frauen
- weitere Tueren die sich oeffnen
- Kreative Ideen und Projekte die Frauen zu erreichen
- Geduld fuer mich - vieles braucht hier sooooooo viel mehr Zeit 
und Entscheidungen etwas Neues auszuprobieren dauern  laenger 
- Schutz und auch Gesundheit
- Gottes Stimme taeglich mehr und deutlicher zu hoeren
- Gegen jegliche Form von Angriffen
- Funktionierende Elektronik (ohne Laptop ist es alles sehr muehsam)
- finanzielle Versorgung 
Eure Thea 
PS: Bilder findet ihr immer wieder auf Facebook