Montag, 24. März 2014

Der lachende Jesus

Freude ist die ruhige Gewissheit, dass Gott alle Dinge im meinem Leben in seiner Hand hat, das stille Vertrauen, dass letztendlich alles gut werden wird und die feste Entschlossenheit Gott in ALLEM zu loben.
Kay Warren





Es ist Donnerstag Abend, anstatt raus zu gehen und den Frauen im Rotlichtviertel Gottes Liebe weiterzugeben hänge ich mit dem Kopf über der Kloschüssel und übergebe mich - freue ich mich?

Es ist Donnerstag Abend - Tiffany ruft an, sie kann nicht kommen - freue ich mich?

Es ist Donnerstag Abend - Tiffany und ich sind im Rotlichtviertel unterwegs - Ein hasserfüllter Blick trifft uns und eine Türe schlägt vor unserer Nase zu - freue ich mich?

Es ist Donnerstag Abend, Tiffany und ich warten schon seit geraumer Zeit auf Adrienne, sie taucht nicht auf - freue ich mich?

Ich bin krank, der Strom fällt aus, meine Matratze ist verschimmelt, mein Laptop geht nicht, der Bus kommt nicht etc. etc. -freue ich mich?


Kay Warren geht in ihrem Buch " die Freude die mich trägt " auf ein paar Bibelverse näher ein, so schreibt sie bezüglich Jakobus 1,2
Betrachtet es als Grund zur Freude, wenn Euer Glaube immer wieder hart auf die Probe gestellt wird
Soll das ein Witz sein, Wenn ich Probleme habe, die meinen Glauben auf die Probe stellen, dann sind meine ersten Gedanken nicht gerade von großer Freude erfüllt. Meine typische Reaktion ist eher Furcht, Panik, Sorge oder sogar Hoffnungslosigkeit.

Nachdem ich diesen Satz gelesen hatte war für mich klar, diese Frau ist mir sympathisch - JA- genau so bin ich auch und ehrlich gesagt, ist das ja noch nicht mal die größte Herausforderung. Paulus setzt sogar noch einen drauf wenn er in Römer 5. ab Vers 3 schreibt: Wir danken Gott auch für die Leiden, die wir wegen unseres Glaubens auf uns nehmen müssen. Denn Leid macht geduldig, Geduld aber vertieft und festigt unseren Glauben, und das wiederum gibt uns Hoffnung...

Also ich muss Euch ganz ehrlich sagen, dass ich persönlich in meinem geistlichen Leben noch nie den Punkt erreicht hatte wo ich Gott mit aufrichtigem Herzen für mein Leid hätte danken können.Erschwerend kommt hinzu, dass ich grundsätzlich eher ein melancholisches Naturell habe und zum Grübeln und Sorgen machen neige. Es scheint förmlich, als hätte Gott es manchen Menschen einfach in die Wiege gelegt sich zu freuen, während andere eher auf der grauen Seite des Lebens stehen. Für mich ist das Leben eine Achterbahn mit Tendenz zur Talfahrt.

Es ist jetzt genau ein Jahr her, da ereilte mich morgens die Nachricht, dass mein Vater einen schweren Herzinfarkt erlitten hatte und man nicht sicher sagen könne, ob er überleben würde. Ich erinnere mich als sei es gestern gewesen, dass sich meine Mutter die gesamte Zeit über ihre Freude bewahrt hatte und nicht einmal habe ich sie weinen oder verzweifelt gesehen. Ich hingegen verkroch mich und sinnierte über das Unglück und verkroch mich  hinter der Frage ,warum so schlimme Dinge immer nur mir passieren. Haben wir nicht beide die gleiche Grundlage der Freude - Jesus Christus?

Was ist denn nun eigenlich Freude? Freude ist nicht gleichbedeutend mit Glück und schönen Gefühlen. Kay Warren hat für sich selbst oben genannte Definition für Freude gefunden

Freude ist die ruhige Gewissheit, dass Gott alle Dinge im meinem Leben in seiner Hand hat, das stille Vertrauen, dass letztendlich alles gut werden wird und die feste Entschlossenheit Gott in ALLEM zu loben

Das Bild das wir heutzutage von Jesus haben, ist das eines geschlagenen Mannes, der mit entblößtem Körper unter dem Spott der Umstehenden an ein Kreuz genagelt ist. Tausendfach wurde das Leiden Jesus in der Kunst dargestellt, aber kaum ein Künstler verewigte die Freude, die Jesus hatte. Aber warum ist das so? War Jesus nur ein Mann des Leides und der Ernsthaftigkeit oder war er nicht viel mehr ein charismatischer Mann, der gerne lachte, Feste feierte und Menschen liebte. Wir sprechen von Quelle der Freude, aber haben dennoch das Bild eines traurigen Jesus in unserem Kopf. Wenn im Gottesdienst jemand weint, sagen wir das ist der Heilige Geist der die Person berührt hat, aber wenn jemand plötzlich lacht ist das befremdlich. In den letzten Jahren bin ich immer wieder mit Depressionen konfrontiert worden, sei es bei mir selbst oder bei anderen. In diesen Zeiten bin ich Gott manchmal näher gekommen als in Zeiten der Freude weil ER das Licht am Ende des Tunnels war - aber die gute Nachricht ist - GOTT WILL, DASS WIR UNS FREUEN!!!

Seit ich hier bin, merke ich aber auch, dass es mehrere Faktoren sind, die aus der Freude am Herrn auch noch Glück machen. Es ist die Frage ob ich meine Bestimmung lebe, die Frage ob ich in der richtigen Umgebung bin, welche Menschen mich umgeben,welche Ratgeber mir zur Seite stehen, und welche Freunde ich habe.



Vor einigen Wochen hatte meine Mitbewohnerin Besuch aus Südafrika. Leno, so hieß die junge Frau, blieb 4 Wochen und schnell haben wir uns angefreundet. Eines Abend aßen wir gemeinsam und quatschten, als sie plötzlich sagte - Thea, ich kenne niemanden der  so  viel Freude ausstraht wie du und ich wünschte, ich würde so viel lachen wie du es tust. Wow - ich???? Redete sie wirklich gerade von mir?? Und da kam mir das Pinguin-Prinzip in den Kopf, das sicher einige von Euch kennen.


Ja, ich glaube, dass jeder von uns ein gewisses Naturell hat - aber ich glaube auch, dass es Faktoren gibt die es maßgeblich beeinflussen. Vor allem aber glaube ich, dass Jesus will, dass wir uns freuen und dass ER ein Gott der Freude ist !! Letzten Samstag hatten wir einen Lobpreisabend - nachdem wir eigentlich schon fertig waren, fingen die Musiker plötzlich an zu Jammen und einer nach dem nächsten zog seine Jacke wieder aus und fing an zu tanzen von Salsa bis Hipp Hopp vom Pastor bis zum Kleinkind - Schlagzeug, Trommeln, Bass, E-Gitarre, Gitare und Rasseln alles wurde eingesetzt. Am Ende waren alle wieder versammelt und wir tanzten und lachen noch eine gute Stunde.




Die letzten Wochen waren Tiffany und ich wieder bei den Frauen im Millieu und ich möchte Euch hierzu wieder ein kurzes Update geben.

Heute möchte ich Euch endlich einmal Tiffany vorstellen. Tiffany ist Mama von 2 Kindern und Vollzeit Missionarin in Marseille. Die Arbeit mit den Frauen ist für sie eines von vielen Projekten.
Tiffany kurz bevor wir uns auf den Weg machen
Die Schokolade die wir verteilen-jede Woche mit einem anderen Bibelvers



Wie ich Euch bereits berichtet habe, gibt es neben ihr noch einige unserer Bibelschüler die ihr Praktikum in Marseille machen, die ebenfalls an unserer Arbeit interessiert sind.  Bisher gehen wir vorallem in der Hafengegend in die Bars. Hier zwei Bilder der Straßen am frühen Abend- leider kann ich hier nur schwer Bilder machen und erst recht nicht von den Frauen - bitte habt hierfür Verständnis.

Rotlichtviertel Vieux Port

 
Rotlichtviertel Vieux Port-Bar Le Johns
Heute habe ich mein erstes Planungstreffen mit den Praktikantinnen, die mich künftig unterstützen sollen. Im Moment gehe ich einmal in der Woche mit Tiffany auf die Straße, einmal in der Woche haben wir ein Planungstreffen, alle zwei Wochen haben wir Gebetstreffen und ab dieser Woche kommt noch das Treffen mit den Praktikantinnen hinzu.


Diese Karte zeigt einige der Straßen in denen Prostitution in Marseille stattfindet - ein Freier hat sie erstellt und ich habe sie in einem entsprechenden Forum gefunden - irgendwann wollen wir in der Lage sein so viele dieser Straßen wie möglich zu erreichen. Im Moment schätzen wir aber den kleinen Beginn und beschränken uns (noch) auf das Hafengebiet.

Die Praktikantinnen sollen Recherchearbeiten machen und künftig auch Englischkonversationskurse anbieten. Viele der Frauen würden gerne Englisch lernen. 

Letzten Donnerstag durften wir wieder erfahren, wie Gott wirklich mit uns war und die Türen sich von alleine geöffnet haben. Schon in der ersten Bar, kam ich mit einer Frau ins Gespräch und konnte einen Teil meines Zeugnisses weitergeben. Fanny ,so hieß die Frau, war sehr bewegt und erklärte mir, dass sie täglich betet und durchaus an Gott glaubt. Das Problem dem ich mich hier immer wieder gegenüber gestellt sehe, ist eine starke Prägung durch die katholische Kirche - Glauben bedeutet hier Rituale zu leben. So kommt es aber auch, dass das lebendige Zeugnis das Tiffany und ich sind, den Frauen um so mehr den Unterschied zwischen Ritualen und wahrem Glauben verdeutlicht. In der zweiten Bar traf ich auf Flora, eine junge Frau, die sich jedes Mal sehr von den Bibelversen angesprochen fühlt. Wir quatschten ein wenig und sie gab mir kurzerhand ihre Telefonnummer und meinte, dass sie sich wirklich freuen würde, wenn wir uns einmal im privaten Umfeld treffen würden. In der nächsten Bar trafen wir auf Chouchou (siehe Newsletter) Er lud uns ein rein zu kommen - genau in dieser Bar wird uns normalerweise die Türe vor der Nase zugeschlagen. Herzlich empfing uns die Bardame und selbst Natasha (die Frau die uns hasst) hat dieses Mal nichts gegen uns gesagt. Die sonst total überteuerten Getränke gingen aufs Haus und wir konnten mit zwei Frauen, Chouchou und einem Gast einen Teil unserer Zeugnisse teilen.
Die nächste Bar war dann das Le Johns. Hier wurden wir herzlich begrüßt mit Küsschen UND Umarmung (was super selten ist). Raya war wieder da und wir hatten ein gutes Gespräch und werden uns demnächst außerhalb ihrer Arbeit treffen. Tiffany konnte an diesem Abend 5 Personen ihre Telefonnummer geben und wir beide waren von Gottes Güte und den offenen Türen überwältigt. Bitte betet weiter!!!!! Gott ist am wirken und ich brauche vor Allem Weisheit welche Schritte ich gehen kann - ich will nicht dabei stehen bleiben Schokolade zu verteilen, sondern will sehen, wie Gott Menschen vollkommen verändert!!!

Ich hätte noch so viel mehr zu erzählen, weitere Zeugnisse und Abenteuer - aber so langsam wird es für einen einzigen Blogeintrag doch zu viel. 

Noch als kurze Anmerkung - ich denke darüber nach und wurde auch schon mehrfach gefragt ob ich  meine Zeit hier verlängern möchte.Hierfür bräuchte ich aber einen weiteren Unterstützerkreis, damit die finanzielle Belastung für den einzelnen nicht so hoch ist - bitte denkt doch darüber nach und betet darüber ob ihr Euch vorstellen könntet mich entweder als Neu-Spender oder weiterhin zu unterstützen.


Weitere Highlights der letzten Wochen:
Ich nehme an einer Schule zu dem Thema Religionsgeschichte in Frankreich und Marseille teil
Ali und Wolfi Eckleben waren zu Besuch
Ich habe mein Ticket für Bill Johnson gebucht der im April nach Frankreich kommt
Karin hat mich in Marseille besucht
Ich war für ein paar Tage in Nürnberg

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