Sonntag, 15. Juni 2014

Das Chamäleon


Irgendwie komme ich in meinem Leben immer wieder an den Punkt, wo ich mich frage wer ich eigentlich bin. Paulus schreibt seit den Griechen ein Grieche und den Juden ein Jude etc. manchmal habe ich das Gefühl dass ich mir diesen Spruch zu sehr zu Herzen nehme.



Wer kennt das nicht, in zahlreichen Predigten, wird man aufgefordert, sein Erbe als Königskind einzunehmen. Sie mutig und stark, wie Gott es zu Josua gesagt hatte, ruft man uns zu. Du bist mehr als ein Überwinder und mit meinem Gott kann ich über Mauern springen wird uns versichert. Wow, große Worte, große Weisheit. Aber wie sieht mein Alltag aus und was ist meine Identität, lebe ich das Leben eines Königskindes oder versuche ich viel mehr, anderen zu gefallen? Haben wir Angst abgelehnt zu werden oder für unsere Entscheidungen verurteilt zu werden? Fällt es uns schwer nein zu sagen?

Ich will ehrlich mit Euch sein, bis heute kämpfe ich immer wieder damit wer ich bin. Nicht etwa, weil ich mir Christus in mir nicht bewusst sei, sondern viel mehr, weil Gott mich mit einer unglaublichen Gabe der Anpassung ausgestattet hat.

Ein Beispiel: als ich ein Teenager war, arbeitete ich die Nachmittage im Laden meiner Eltern um mein Taschengeld aufzubessern. Eigentlich wurden wir so aufgezogen, dass ich nicht wirklich einen sehr ausgeprägten fränkischen Dialekt sprechen würde, sobald jedoch die ersten Bauarbeiter kamen um ihr Wekla zu bestellen, änderte auch ich meinen Sprachgebrauch und fragte selbstbewusst, "Gez a so oder wolln s a düdn?"

Die Jahre zogen ins Land und ich stellte die Welt auf die Probe, ich wollte wissen, was es dort draußen gibt und so entfernte ich mich für lange Zeit von Gott.
Als ich zurück kam, wollte ich nur noch eines "keine Fehler mehr machen" Ich passte mich an, wo immer ich konnte. Nur nicht auffallen, bloß allen gefallen war die Devise. Wusste ich, dass ich von Geschäftsleuten umgeben sei, kleidete ich mich entsprechend,wusste ich, dass ich von Sozialpädagogen umgeben war, kleidete ich mich entsprechend. Ich verwendete andere Worte wenn ich mit Geschäftsleuten sprach und ich versuche immer beschäftigt zu wirken. Meine eigene Meinung gab ich an der Garderobe ab.

Es war ein Versuch mich anzupassen um anerkannt zu werden, der Versuch Menschen gerecht zu werden ohne meine eigene Persönlichkeit mit einzubeziehen. Was geschieht nun hierdurch? Der Prozess der ständigen Anpassung brachte mich in eine persönliche Krise, meine eigene Persönlichkeit hatte keinen Platz und durfte sich auch nicht entwickeln.  Ich hatte keine eigenen Träume mehr, ich hatte keine eigenen Ziele mehr, meine Ziele waren die der anderen, meine Träume kaum noch vorhanden. Hierdurch ist aber noch etwas anderes geschehen, ich konnte nicht NEIN sagen. Egal worum es sich handelte ich habe ja gesagt, in der Arbeit, persönlich etc.  hierdurch war ich oftmals überarbeitet, habe Dinge getan auf die ich keine Lust hatte und wusste nicht wirklich wer ich bin. Eine Depression war förmlich vorprogrammiert. Ich machte Persönlichkeitstest und hoffte immer auf jemanden der mir den Weg weisst, am liebsten wäre mir ja eine donnernde Stimme vom Himmel gewesen, doch so leicht machte Gott es mir nicht. Viel zu oft war ich nicht Thermostat sondern nur Thermometer - ich habe mich beeinflussen lassen von den Menschen um mich herum, anstatt meine Autorität in Gott einzunehmen und wahrhaft das Salz der Erde zu sein, einen Unterschied zu machen.

Ich verzweifelte so manches mal an der Frage was ich eigentlich will und wer ich eigentlich bin und so kam es mir vor, als würde der Rest der Welt an mir vorbeiziehen. Heiraten, Kinder kriegen, Auswandern, Studieren - alle hatten sie Pläne während ich noch grübelnd da saß und mich fragte wohin mich meine Reise wohl führen würde. Kleine Funken einer Ahnung waren vorhanden aber die Angst vor Ablehnung machte es mir nur schwer möglich, darüber zu sprechen. Ich würde gerne in die Mission gehen - etwas das ich immer wusste aber nur selten offen angesprochen habe. Warum? Weil ich Angst davor hatte, dass die Menschen der Meinung sind, dass ich hierfür nicht geeignet bin.

Relativ zu beginn meiner Zeit  hier in Frankreich, hatte ich eine Situation in der ich mit etwas nicht zufrieden war und nicht wusste wie ich mit der Situation umgehen soll. Ich fragte meine Pastor um Rat woraufhin dieser mir antwortete - Versuche nicht nett zu sein sondern sei ehrlich

Wow ganz ehrlich dieser kleine Satz hat meine Welt auf den Kopf gestellt. Ich habe immer versucht nett zu sein, immer versucht Harmonie zu wahren und jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Bis hin dazu dass ich mich den Meinungen anderer sehr schnell anpasste und mich selbst gar nicht erst fragte.

Aber jetzt seid ihr frei von der Sünde und dient Gott als seine Knechte. Ihr gehört zu ihm und tut, was ihm gefällt, und schließlich schenkt er euch das ewige Leben 
Römer 6,22


Wir gehören Gott, wir sollten ihm zu allererst gefallen und wir sollten ehrlich sein. Vielleicht geht es dir heute genauso du fühlst dich ziel- und planlos. Du weisst nicht wer du bist, traust dir selbst nichts zu oder hast Angst dir deine Gefühle und Wünsche einzugestehen, dann habe ich einen Rat für dich. Sei ehrlich - zu allererst mit dir selbst. Frage dich ganz tief in deinem Herzen woran du Freude hast und lass es zu, dass Gott deine Persönlichkeit verwendet um die Welt zu verändern. Vielleicht denkst du dein Wunsch ist zu groß für dich. Dann kommt er vielleicht von Gott :-)  Mache einen Plan - was möchtest du innerhalb des nächsten Jahres, der nächsten 5 Jahre der nächsten 10 Jahre in deinem Leben sehen. Habe Mut du selbst zu sein und versuche nicht, dich  durch die Anerkennung anderer gut zu fühlen sondern finde deine Anerkennung einzig in unserem Herrn.

Ich habe zu Beginn davon gesprochen, dass Gott mir eine Gabe der Anpassung gegeben hat. Lange Zeit habe ich dies nur als eine Last angesehen und empfand dies als einen Hinderungsgrund meine Identität zu entdecken. Das Chamäleon passt seine Farbe der Umgebung an, es bleibt aber dennoch das Chameleon. Es kann ein großer Segen sein, wenn man sich in den unterschiedlichsten Kontexten bewegen und wohlfühlen kann, es kann eine Weg Gottes sein dir und mir auf mehreren Ebenen Einfluss zu schenken. Etwas dass mir sehr geholfen hat, war tatsächlich zu begreifen wer ich in Christus bin, denn es sind nicht nur gute Zusprüche die wir in der Bibelfinden sondern es ist die Wahrheit - wir sind mehr als Überwinder, wir können mit unserem Gott über Mauern springen.

 Ich bin eine neue Person. Meine Vergangenheit ist vergeben und alles neu.
Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: 
Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.
  2 Korinther 5,17 

Wir sind eine neue Schöpfung und als Gott uns schuff, gab er uns eine Persönlichkeit die einzigartig ist. Wenn wir  uns die Schöpfungsgeschichte in Mose anschauen, werden wir feststellen, dass es hier immer wieder, nachdem Gott etwas erschaffen hatte heißt: "....Gott sah es und freute sich, denn es war gut" 1.Mose 12. Gott sieht dich, er freut sich und er erachtet dich (in der Gesamtheit deines Seins, mit all deinen Fehlern und Schwächen) als gut. Gott glaubt an dich, ER liebt dich und Er hat dich genau so geschaffen wie du bist. 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen