Donnerstag, 24. Mai 2018

Es tut weh zu sterben

Der Frühling ist in diesem Jahr sehr durchwachsen in Marseille und es regnet viel, was zur Folge hat, dass die Natur um uns herum explosionsartig grünt und gedeiht und so manchesmal wundere ich mich schon, wie aus dem teilweise wirklich steinig, lehmigen Boden die zartesten Blumen hervorragen. Aber wie kam es dazu ?



Es ist kein neuer Vergleich, der eines Samenkorns mit unserem Leben, aber es ist etwas dass mich im Moment anspricht und zu mir spricht. Denn manchesmal fühle ich mich unsichtbar wie dieses Samenkorn das noch in der Erde steckt, manchesmal fühle ich mich auch als würde etwas in mir sterben - aber ich sehe noch nicht, dass es nur der Beginn etwas wundervollem ist. Manchesmal fehlt es mir auch an Sonne oder Regen um zu dem zu werden, was Gott für mich vorgesehen hat und manchsemal schmerzt es sich seinen Weg durch einen steinigen Boden zum Tageslicht zu suchen.


Seit einem Jahr haben wir einen Garten und es ist gar nicht so einfach diesen in das gewünschte Paradies zu verwandeln. Im letzten Jahr haben wir voller Elan und Eifer Rasen ausgesäht, es dauerte keine halbe Stunde da war bereits eine Armée von fleißiger Ameisen unterwegs um sich die Aussaat zu eigen zu machen. Es heißt ja nicht umsonst in den Sprüchen : Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege und werde weise. Kaum hatten wir uns der Ameisen entledigt kam die Hitze, es mangelte an Regen und auch das morgendliche gießen half nicht wirklich. 


In diesem Jahr haben wir versucht Beete anzulegen. Die Ameise war kein Probelm, dafür hat eine ganze Schneckenherde dafür gesorgt dass von dem frisch gepflanztem Basilikum kaum noch etwas übrig ist.



Und während ich die Erde bearbeite und versuche die Erde fruchtbar zu machen stelle ich fest das unsere Wohnanlage wohl auf alten Spinatfeldern gebaut wurde, denn überall sprießt dieser mit einem Durchsetzungsvermögen, dass ich mich frage wie es sein kann, dass er all diese Jahre, Hitze, Schnecken, Ameisen aber auch die Bauarbeiten überlebt hat.

Ich möchte gerne ein paar Aspekte dieser persönlichen Erfahrungen aufgreifen und versuchen sie aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. 

Es tut weh zu sterben
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Johannes 12,24


Oftmals fühlen wir uns sehr alleine wenn wir gerade dabei sind in einem Bereich unseres Lebens zu sterben. Paradoxerweise sagt Jesus wenn das Konr nicht stirbt DANN bleibt es alleine. Nur wenn es also stirbt kann es Frucht bringen und sich vermehren. Sonst bleibt es einfach unbrauchbar und das lebenspendende Potenzial das es in sich trägt verdorrt und wird niemals aufkeimen.


Normalerweise, weiss ich ganz genau wenn Jesus gerade dabei ist in einem Bereich meines Lebens zu wirken. Es sind die Bereiche über die ER möchte, dass ich Sieg habe, die Bereiche in denen Er Möchte dass ich die Kontrolle abgebe und das ich IHM vertraue. Warum - weil er weiß dass ich dort Frucht bringen kann! 

Vermutlich haben wir seit früher Kindheit gelernt auf bestimmte Situationen auf eine bestimmte Art und Weise zu reagieren z.B. mit Angst, mit Trotz, mit Verweigerung, mit Wegschauen, mit Kontrolle, mit Manipulation, mit Verunsicherung etc. Ich weiss zum Beispiel ganz genau, wenn ich etwas falsch gemacht habe, dann ist es einfacher einen "Schuldigen" zu finden oder einen Umstand hierfür verantwortlich zu machen, als einfach Entschuldigung zu sagen - warum ist dass so ?


Weil ich Angst vor den - Konsequenzen habe (verurteilt zu werden, nicht mehr geliebt zu werden, inkompetent dazustehen etc)

Lasse ich es jedoch zu und gestehe meinen Fehler ein, mache ich mich verletzbar - und genau dass will Jesus - warum ? Weil hierdurch authentische wahre Beziehungen entstehen können, welche Frucht tragen und tief verwurzelt sind.




Das ist nur ein Beispiel ich könnte euch zich Bereiche aufzählen in denen ich sterben muss um letztlich leben zu können. So wie Jesus sterben musste damit wir letztlich leben können. Frucht bedarf zunächst den Tod (im übertragenen Sinne!!)

Ja, es tut weh, denn sterben tut man letztlich immer alleine. Denn das geschieht in unseren Herzen, es ist ein Prozess des totalen loslösens und vertrauens auf Gott. Als ich 2013 die Entscheidunge getroffen habe, mein altes Leben hinter mir zu lassen und ohne festes Einkommen und französisch Kenntnisse nach Frankreich zu ziehen, da war dass im festen Vertrauen darauf, dass Gott die Kontrolle übernehmen würde, dass ich seine Stimme gehört habe und er mein Schiff lenken wird.

Wenn wir alte Muster ablegen, wenn wir Denkweisen neustrukturieren, wenn wir zulassen dass sein Wort realer und wichtiger wird als dass was wir sehen (denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen ,)
 dann sterben wir und Jesus kann in unserem Leben sichtbar werden und sein Werk tun, dann werden wir Frucht tragen. 

Der oben genannte Bibelvers geht weiter und sagt dann folgendes :

Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Johannes 12,25

Es gibt einen Vers in Psalm 84 der sagt HERR, ein Tag in den Vorhöfen deines Tempels ist mehr wert als tausend andere! Ich möchte lieber an der Schwelle deines Hauses stehen, als bei den Menschen wohnen, die dich missachten!

Ich glaube dieser Vers zeigt dass der Verfasser, das wovon Jesus in Johannes spricht, verstanden hat, er achtet sein Leben gering, ein Tag, nur ein einziger mit seinem Schöpfer wäre ihm mehr wert als 1000 anders wo. Er wills ein Leben in dieser Welt nicht höher achten als die Gemeinschaft mit sienem Vater.

Wenn wir in einem Bereich unseres Lebens sterben, dann ist das schmerzhaft ABER wir achten damit unser Leben hier auf Erden geringer. Wir sagen, dieser Umstand hat keine Macht über mich, mein Ego ist in dieser Situation nicht wichtig, meine Angst hat keine Kontrolle in dieser Situation - wir versuchen nicht krampfhaft die Situation zu kontrollieren aus Liebe zu unserem Leben, sondern wir konzentrieren uns einzig auf unsere Beziehung mit dem Vater, wir lassen los - und gewinnen somit das was wirklich zählt.

Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren. Johannes 12,26



Jesus ... wohin soll ich dir nachfolgen? Jesus hatte keine Angst sein Leben vollkommen loszulassen. Er war in der perfekten Umgebung mit seinem Vater im Himmel ohne Leid ohne Schmerz ohne Sorge - ER ist auf die Erde gekommen, in eine Umgebung voll Schmerz, voll Ungerechtigkeit, voll Leid, voll 'Trauer - Er ist in den Tod gegangen - Jesus.... wohin soll ich dir nachfolgen ? .... In den Tod!!! Nicht im natürlichen Sinne, sondern im übertragenen - Gottes Plan und seine Sichtweise MUSS wichtiger sein als mein Ego, meine Angst, meine Pläne.


Das was dann aufwächst, kann Frucht bringen, denn der Boden auf den es gefallen ist war fruchtbar. Was ist dieser Boden ? Es ist unser Herz, was machen wir mit dem Wort Gottes wenn wir es empfangen ? Lassen wir es arbeiten - oder lassen wir die Ameisen und Schnecken, die Sonne und die Hitze, das Unkraut und die Gräser das Samenkorn töten. Eines habe ich gelernt seitdem ich einen Garten habe, kaum habe ich eine Saat gesägt geht der Kampf ums überleben los. Gottes Wort in unserem Leben ist unter Beschuss. Die Sorgen, die Ängste, die Meinungen anderer und vieles mehr werden versuchen es zu nichte zu machen, ihm seine Wichtigkeit zu rauben, dir einzureden dass es auch anders geht.

Wenn es aber tief verwurzelt ist, wenn es wir Gottes Gedanken zu unseren Gedanken machen, wenn wir seine Pläne vor unsere Pläne stellen und IHM vertrauen, wenn wir sein Wort in unser Herz geschrieben haben und darüber meditieren dann sind wir vollkommen in der Wahrheit verwurzelt und bringen Frucht

Andere Körner schließlich fielen auf guten Boden und brachten Frucht. Manche brachten hundert Körner, andere sechzig und wieder andere dreißig.« Markus 4,8


Unsere Wohnanlage steht auf dem Gelände eines alten Klosters, Selbst die Kirche in der Mitte der Wohnanlage wurde erhalten. Manchmal wenn ich wieder damit kämpfe den Spinat der wohl von Mönchen angebaut wurde aus meinem Blumenbeet zu holen, denke ich - JA, diese Saat bringt Frucht - jemand hat den Boden bestellt und viel Zeit und Energie in dieses Vorhaben gesteckt - so viel, dass wir noch Jahre später, nachdem das Kloster längst nicht mehr existiert, die Frucht sehen.

Ich wünschte mein Leben würde diese Art von Frucht bringen. Eine Frucht, die noch die Generationen nach mir segnet und welche allen Witterungen und Ungeziefern zum Trotz weiter gedeiht.